Flora Türkenbund-Lilie

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Türkenbund-Lilie

Lilium martagon

Lis martagon (F)
Martagon Lily (GB)
Giglio martagone (I)

Blütezeit: Juni-Juli

Standort: Eichenlaubwälder, Waldschläge, kalkliebend

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Die Türkenbund-Lilie ist eine von nur drei heimischen Wildlilienarten. Ihre turbanähnlichen Blüten machen sie unverwechselbar. Sie wächst in krautreichen Laub- und Nadelwäldern, an Waldrändern und in Hochstaudenfluren der kollinen bis subalpinen Höhenstufe. 

Die Türkenbund-Lilie wird bis zu einem Meter hoch. Ihre schmalen, glänzenden Blätter stehen wenigstens im unteren Teil deutlich quirlständig am Stängel. Wo ihr der Standort zu schattig ist, beispielsweise in Fichtenstangenhölzern, bildet sie bisweilen gar keinen Stängel aus, sondern begnügt sich mit einigen wenigen Blättern, die direkt aus dem Boden wachsen. Zur Blütezeit trägt der Stängel bis zu 20 wächserne, hellpurpurrote Blüten in der typischen, turbanähnlichen Form. Sie werden von einem weit herausragenden Griffel und sechs langen Staubblättern mit auffallend großen, braunrot gefärbten Staubeuteln komplettiert. Die Blüte ist auf Nachtschwärmer ausgerichtet und duftet in der Dunkelheit stärker. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Insbesondere die Knospen werden gerne vom Wild gefressen. 

Die Türkenbund-Lilie bevorzugt sickerfrische, nährstoffund basenreiche, lockere, tiefgründige Lehmböden auf kalkreichem Untergrund. In tieferen Lagen ist sie eine Halbschattenpflanze, in höheren Lagen geht sie auch auf offene Flächen. Sie kommt in beinahe allen Laubwaldgesellschaften vor, die in den Verbänden der Schlucht- und Hangschuttwälder (Tilio-Acerion) sowie der Buchenwälder (Fagion) zusammengefasst sind. Wo sie in Nadelwäldern vorkommt, ist sie meist ein Relikt der ursprünglichen Laubwaldgesellschaft. Waldränder und Waldschläge dürfte sie deswegen schätzen, weil ihr bessere Lichtverhältnisse das Blühen erleichtern. Außerhalb des Waldes kann man sie in den Subalpinen Hochstaudenfluren (Adenostylion alliariae) finden. 

Die zunehmende Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen wird sich auf die Türkenbund-Lilie eher förderlich auswirken. Zunächst gehen ihr zwar durch das Zuwachsen von Waldschlägen Standorte verloren. Dies wird allerdings um ein Vielfaches durch den Vorteil aufgewogen, welchen sie als Buchenwaldpflanze aus der Ausbreitung der naturnahen Fichten-Tannen-Buchenwälder ziehen kann.