Gestörte Zukunft? Zur Klimasensitivität von Störungsregimes in den Kalkalpen

In Waldökosystemen versteht man unter einer Störung ein abruptes, großflächiges Absterben von Waldbeständen, ausgelöst durch Faktoren wie Wind, Borkenkäfer, oder Feuer.
Solche Events sind natürlicher Teil der Ökosystemdynamik. Jedoch haben sich die Störungsregimes in Europas Wäldern in den letzten Jahrzehnten deutlich intensiviert und ein weiteres Ansteigen von Frequenz und Intensität von Störungsereignissen ist aufgrund des Klimawandels zu erwarten.
Diese Änderungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf Waldaufbau und -zusammensetzung. Sie können sowohl neue Habitate schaffen (z.B. Totholz) als auch die Habitatqualität für bestimmte Arten mindern (Verringerung von Altbeständen), weshalb geänderte Störungsregimes zunehmend zu einer Herausforderung für das Schutzgebietmanagement werden.
Im Projekt DICE („Climate sensitivity of disturbance regimes and implications for forest ecosystem management“, Fördergeber: FWF, Projektbeginn Juli 2013, Laufzeit: 3 Jahre) geht das BOKU-Team um Ass. Pro. Dr. Rupert Seidl den Fragen nach, wie sich Störungsregimes unter Klimawandel ändern könnten, welche Auswirkungen dies auf Ökosystemleistungen wie Holzproduktion, Kohlenstoffspeicherung, und Biodiversität haben könnte, und durch welche Bewirtschaftungsmaßnahmen die Risiken eines geänderten Störungsregimes reduziert werden können. In Kooperation mit dem Umweltbundesamt und Bundesforschungszentrum für Wald sollen empirischen Analysen und Simulationsansätze kombiniert werden um ein ökosystem-orientiertes Risikomanagement im Waldbau zu stärken. Neben einer Wirtschaftswaldlandschaft der ÖBf AG stellt der Nationalpark Kalkalpen das primäre Untersuchungsgebiet des Projektes dar. Basierend auf Daten des Nationalparks werden dabei sowohl die vergangenen Störungsereignisse ursächlich analysiert als auch simulationsgestützte Szenarien zur möglichen Entwicklung des Nationalparks im Klimawandel entwickelt.

Stehendes Totholz im Nationalpark Kalkalpen © Seidl
Abbildung: Borkenkäferbefall im Nationalpark Kalkalpen. © R. Seidl