Flora Breitblatt-Waldvögelein

Breitblatt-Waldvögelein

Cephalanthera damasonium

Cremeweiß-W., Bleiches W. (D)
Céphalanthère blanche (F)
White Helleborine (GB)
Cefalantera bianca (I)

 

 

Blütezeit: Mai-Juli

Standort: Im Schatten, auch Halbschatten von Laub- und Nadelwäldern; bis 1300m

Beobachtungstipp: Durch seinen Standort im Unterholz und auch zwischen hohen Gräsern wird diese doch sehr hohe Pflanze (-60 cm) sehr häufig übersehen. Es lohnt sich bei Waldspaziergängen daher, die Augen offenzuhalten, wenn man diese außergewöhnlich hübsche Orchidee zu Gesicht bekommen will.

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Die Waldvöglein gehören mit ihren großen Blüten zu den schönsten heimischen Orchideen. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in lichten Wäldern von der kollinen Höhenstufe bis zur Laubwaldgrenze.

Um in den Waldvöglein-Blüten das namensgebende Vöglein zu erkennen, bedarf es einiger Phantasie. Die Zahl der Blüten schwankt je nachdem, ob die Pflanze im Schatten oder Licht steht, zwischen fünf und 25. Das Purpur-Waldvöglein hat eine rosa bis intensiv purpurne, das Breitblatt-Waldvöglein eine cremeweiße, und das Schmalblatt-Waldvöglein eine reinweiße Blütenfarbe. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Ohne Blüten sind die drei Arten schwieriger zu unterscheiden. Das Purpur- Waldvöglein ist am ehesten anhand der drüsigen Behaarung des oberen Stängelteils zu identifizieren. Breitblattund Schmalblatt-Waldvöglein sind anhand der Blätter unterscheidbar, die bei ersterem zwei- bis dreimal, bei letzterem aber vier- bis sechsmal so lang wie breit sind.

Wie alle Orchideen gehen auch die Waldvöglein eine Symbiose mit Wurzelpilzen ein. Die Jungpflanze wächst jahrelang nur unterirdisch, bevor sie erstmals einen Spross austreibt, der Photosynthese betreibt.

Die Waldvöglein sind kalk- und wärmeliebende Halbschattenpflanzen, wobei das Purpur-Waldvöglein die relativ höchsten, das Breitblatt-Waldvöglein die relativ niedrigsten Ansprüche an die Belichtung stellt. Ihr Optimum liegt in trockeneren, lichten Buchenwäldern, wo der Verband der Orchideen-Buchenwälder (Cephalanthero-Fagion) nach ihnen benannt ist. Hierzu gehören etwa die im Nationalpark häufigen Seggen- und Blaugras-Buchenwälder (Carici- und Seslerio-Fagetum). Purpur- und Schmalblatt- Waldvöglein greifen in die lichten Erika-Föhrenwälder (Erico-Pinetum sylvestris) über, das Breitblatt-Waldvöglein geht auch in die etwas schattigeren Buchenwälder.Wegen dieser Präferenz ist das Breitblatt-Waldvöglein bei uns die häufigste der drei Arten.

Die zunehmende Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen dürfte sich für die Waldvöglein-Arten unterschiedlich auswirken. Für das Breitblatt-Waldvöglein erschließt das Vordringen der schattigen Buchen- und Buchenmischwälder neue Standorte. Für das Schmalblatt- und vor allem das Purpur-Waldvöglein steht hingegen durch die Entwicklung von Seggen- und Blaugras-Buchenwäldern zu Tannen-Buchenwäldern, sowie von Rotföhren- zu Fichtenwäldern eine Ausdunkelung zu erwarten.