Flora Frauenschuh

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Frauenschuh

Cypripedium calceolus

Sabot de vénus (F)
Yellow Lady`s Slipper (GB)
Scarpetta di venere (I)

Blütezeit: Mai-Juni

Standort: Kalkliebend, in halbschattigen lehmreichen Wäldern

Beobachtungstipp: Sehr seltene Pflanze, die nur schwer im wechselhaften Licht der Wälder und Waldränder auszumachen ist. Im Bereich des Leitersteiges auf der Südseite des Sengsengebirges - aber auch hier nicht leicht - zu finden.

Sonstiges: In Legenden wird angeblich ein Bezug zur Jungfrau Maria ("Marienfrauenschuh") hergestellt ...

Interessant ist weiters, wie diese Blume die Bestäubung "erzwingt": in die Pflanze eingedrungene Insekten fallen in den kesselförmigen, innen glattwandigen ölig-glänzenden Schuh, wo sie zuckerhaltige Stoffe finden. Nur über die Narbe bzw. die klebrigen Pollen, die hierbei berührt werden müssen,  führt ein Ausweg ins Freie!

Fallweise allerdings lauern in den Kesseln auch Krabbenspinnen ......

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Der Frauenschuh ist eine jener heimischen Pflanzen, die jeder kennt, aber nur wenige schon in Natura zu Gesicht bekommen haben. Die schöne, seltene Orchidee wächst nur auf Kalk und kommt in lichten Kiefern- und Laubmischwäldern in der kollinen bis obermontanen Höhenstufe vor.

Frauenschuh © StücklerDer Frauenschuh ist für seine charakteristische Blüte bekannt. Aus vier langen, eingedrehten, rotbraunen Blütenblättern schiebt sich eine große, oben offene, gelbe Unterlippe hervor. Ihre Form erinnert an die aus einem Stück gefertigten Holzpantoffel, die man einst als Arbeitsschuhe schätzte. Kleinere Insekten, die, angezogen durch die Farbe und den vanilleartigen Duft, in den Pantoffel hineinfallen, können ihn wegen der glatten Kesselwände nicht mehr über die obere Öffnung verlassen. Auf dem Weg zum hinteren Auslass müssen sie sich an der Narbe und den Staubbeuteln vorbeizwängen, wo sie mitgebrachten Pollen abstreifen und neuen angeklebt bekommen. Der Frauenschuh blüht von Mai bis Juni. Die Stängel werden maximal kniehoch und sind bis oben beblättert. Die Blätter haben ausgeprägte Längsnerven. Sie ähneln jenen des Weiß-Germers ( ), sind jedoch zarter als diese und unterseits nicht behaart.

Der Frauenschuh bevorzugt mäßig frische bis sommertrockene, modrig-humose, kalkhältige Böden. Als Halbschat- tenpflanze verträgt er nur geringe Überschirmung. Ein Schwerpunkt seines Vorkommens liegt in lichten Buchenwäldern (Cephalanthero-Fagion), insbesondere im Seggen-Buchenwald (Carici-Fagetum). Weiters ist er hin und wieder im Schneeheide-Kiefernwald (Erico-Pinetum sylvestris) sowie im Alpendost-Fichten-Tannenwald (Adenostylo glabrae-Abietum) zu finden.

Der Frauenschuh wird mit der zunehmenden Waldwildnis im Nationalpark ein noch seltenerer Anblick werden, als er es ohnehin schon ist. Denn die Waldgesellschaften, in denen er vorkommt, stellen nicht die Schlussgesellschaft am jeweiligen Standort dar. Es ist anzunehmen, dass sich manche Rotföhren- zu Fichtenwäldern und manche Alpendost-Fichten-Tannen- sowie Seggen-Buchenwälder zu (Fichten-) Tannen-Buchenwäldern weiterentwickeln werden, in denen es für den Frauenschuh zu dunkel ist.