Flora Hirschzunge

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Hirschzunge

Asplenium scolopendrium

Phyllitis scolopendrium(wiss.)
Langue de cerf (F)
Hart`s Tongue (GB)
Lingua cervina (I)FREMDLÄNDISCHENAMEN

Die Hirschzunge ist einer unserer schönsten heimischen Farne. Ihr natürlicher Standort sind feuchte Felsen und steinige Schluchtwälder in der montanen bis subalpinen Höhenstufe. 

Hirschzunge © StücklerDie Hirschzunge ist durch ihre glänzenden, immergrünen, ganzrandigen Blätter leicht von den übrigen heimischen Farnen zu unterscheiden, die ein- bis mehrfach gefiederte Blätter haben. Der deutsche Name bezieht sich auf die längliche Blattform, die an eine Zunge erinnert. Frische Blätter sind hellgrün, ältere dunkelgrün. Die Blätter können bis zu 60 cm lang werden. Von Juli bis September können auf der Blattunterseite zahlreiche rostbraune, strichförmige Sporenbehälter beobachtet werden. Auf dieses Aussehen dürfte der Artzusatz „scolopendrium“ (tausendfüßlerartig) gemünzt sein. Farne bilden wie die Pilze, Moose und Schachtelhalme keine Blüten und Samen aus, sondern Sporen. Diese werden vom Wind verweht und wachsen an einer feuchten Stelle zu etwa daumennagel großen, flachen, unscheinbaren Gebilden heran. Erst dieses sogenannte Prothallium bildet männliche und weibliche Keimzellen aus, die sich befruchten und ein neues Farnpflänzchen hervorbringen. Die Farnpflanze in der bekannten Gestalt ist also ungeschlechtlich. 

Die Hirschzunge besiedelt sickerfeuchte, meist kalkhaltige Fels- und Steinböden in luftfeuchter, wintermilder Klimalage. Sie ist eine Schattpflanze und Spaltenwurzlerin. Ein Schwerpunkt liegt in den Schattenliebenden Kalkfels- Gesellschaften (Cystopteridion). Dieser Verband umfasst moosreiche Bestände auf nordexponierten oder von Bäumen beschatteten Felswänden und Felsblöcken. Weiters kommt sie in dem nach ihr benannten Hirschzungen- Bergahorn-Schluchtwald (Scolopendrio-Fraxinetum) vor. Dabei handelt es sich um einen Kalkstein-Schluchtwald, der schattige, luftfeuchte Unterhänge auf schwach stabilisierten Hangschuttböden besiedelt. 

Die Hirschzunge ist wegen ihrer Beschränkung auf steinige, luftfeuchte Standorte keine allzu häufige Art im Nationalpark Kalkalpen. Wo sie das passende Klima vorfindet, besiedelt sie allerdings sogar Forststraßen- Böschungen. Die zunehmendeWaldwildnis wird auf ihren Bestand vermutlich ohne Auswirkung bleiben.