Naturrauminventur (NRI)

Aufgabenstellung:

Da in einem Nationalpark eine vom Mensch möglichst nicht beeinflusste Entwicklung der Natur ablaufen soll, aber sehr wohl ein Interesse an der Beobachtung dieser Dynamik besteht, wird mit diesem Projekt die Dauerbeobachtung des Naturraumes und seiner Veränderungen angestrebt. Die beiden wesentlichsten Ziele lassen sich wie folgt definieren:

  1. Flächenhafte Erhebung des Ist-Zustandes im Gebiet auf der Basis messbarer Parameter (Grundlage für Planungs-, Abgrenzungs- und Managementaufgaben).
  2. Flächenhafte Dokumentation der Dynamik der natürlichen Entwicklung und Beobachtung von Veränderungen durch periodische Wiederholung der Erhebungen (wesentlichste Aspekte: Auswirkungen einer Einstellung der wirtschaftlichen Nutzung und Effizienz von Managementmaßnahmen).

Bei den einzelnen Stichproben handelt es sich um Rasterstichproben mit einem Punktabstand von 300 Meter. So ergeben sich für das gesamte Nationalpark Gebiet rund 1800 Probepunkte. Mit Ausnahme des Jahres 2002 erfolgen seit 1996 jährliche Erhebungen von Stichproben. Mit Stand 2001 waren rund 1250 Punkte erfasst. Wiederholte Aufnahmen dieser Punkte sollen in einem achtjährigen Zyklus
erfolgen (Monitoring).

Für jeden Probepunkt werden rund 200 Messgrößen erhoben. Für die Interpretation dieser Daten ist der Umgebungsbezug (Maßnahmen im Umfeld) und eine systematische Verknüpfung der Primärdaten von wesentlicher Bedeutung. Die Auswertungen erfolgen für den Gesamtbereich und für acht naturräumlich abgegrenzte Teilgebiete.

Ergebnisse:

Die Bäume im Nationalpark Kalkalpen sind deutlich älter und größer als der Durchschnitt von Österreich. Die Analyse der Einzeldaten ergab ein mittleres Alter der Waldbestände von etwa 120 Jahren. Sowohl Österreich gesamt als auch Oberösterreich liegen bei einem mittleren Bestandesalter von etwa 60 Jahren. Der Anteil an Fichtenreinbeständen liegt deutlich unter dem Gesamtösterreichischen. Totholzanteil und auch Steinschlagschäden liegen über dem Durchschnitt.

Die Untersuchung inwieweit die Probefläche Zöbelboden
repräsentativ für den Gesamtnationalpark ist ergab für Teile des Nationalparks gute Repräsentativität nicht aber für die gesamte Parkfläche.

Rendzinen stellen die dominierende Bodenformengruppe im Nationalpark dar, bei den Humusformen dominiert Mull. Ein Typenschema für die 34 vorkommenden Standortstypen liegt vor.

Abnehmender Verbißgrad bei gleichzeitig zunehmender Huftierdichte indiziert ein gut funktionierendes Wildtiermanagement, allerdings ist darauf zu achten dass die Anzahl der Huftiere in naher Zukunft nicht zu hoch ansteigt. Auf den Probeflächen wurden bislang 916 verschiedene Pflanzenarten nachgewiesen. Davon werden 139 Arten in der Roten Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen Oberösterreichs (Grims et al. 1997) geführt und 73 sind nach dem O.ö. Naturschutzgesetz teilweise oder vollkommen geschützt.

Von den 41 gefundenen aktuellen Vegetationstypen sind Schneerosen-Fichten-Tannen-Buchenwälder und Buchen-Fichtenforste am häufigsten. Potentiell natürlich wurden 33 Vegetationstypen unterschieden, wobei auch hier Buchenwälder dominieren.

Die Analyse der Naturnähe (Hemerobie) zeigt deutliche Unterschiede einzelner Untersuchungsgebiete auf. Am deutlichsten weichen die Untersuchungsgebiete im Kriterium „Naturnähe der Baumartenkombination“ voneinander ab. Künstliche und stark veränderte Baumartenkombinationen liegen bei knapp 20 % der Probeflächen vor.