Erfassung der FFH Moose im Nationalpark Kalkalpen

Im Rahmen des von Land und EU geförderten Programmes LE 14-20 konnte von 2015 bis 2017 eine erstes Projekt zur Erfassung der FFH-Moose im Nationalpark Kalkalpen umgesetzt werden.

Hauptzielsetzung des Projektes war es, im Gebiet des NP Kalkalpen zu erwartende FFH-Arten selektiv zu suchen und zu dokumentieren sowie ihre Populationsstruktur zu erfassen. Daraus ableitend sollte die potentielle Verbreitung dieser Arten analysiert werden. Erfahrungen aus der Kartierung sollten Basis für eine erste Einschätzung des Erhaltungszustandes sowie für die Bedeutung des Gebietes für die jeweilige Art sein. Weiters sollten punktuell andere Totholzmoose erfasst werden.

Im Zuge der Untersuchung konnte das Grüne Gabelzahnmoos (Dicranum viride) an 151 Stämmen (17 Flächen) in teilweise fast Quadratmeter großen Populationen gefunden werden. Die Art wuchs entweder auf Totholz oder auf lebender Buche in der Nähe von Gewässern. Die maximale Entfernung vom Gewässer hing von der Schüttung der Bäche und der Exposition der Flächen ab. N-Expositionen wurden bevorzugt. An zwei Standorten wurde die Art auch mit Sporophyten gefunden, ein Umstand der in der Literatur als extrem rar angegeben wird. Dicranum viride hat im Nationalpark Kalkalpen sicherlich einen seiner wichtigsten Verbreitungsschwerpunkte in Österreich. Es ist damit zu rechnen, dass die tatsächlichen Vorkommen sogar noch größer sind, da keine flächendeckende Untersuchung aller Vorkommen durchgeführt wurde, sondern der Fokus der Arbeiten auf der Entwicklung einer adäquaten Verbreitungshypothese lag.

Das Grüne Koboldmoos (Buxbaumia viridis) wurde auf 43 Tothölzern in 14 Flächen gefunden. Die Anzahl der Sporophyten pro Totholz lag zwischen einem und mehr als zwanzig. Zumeist wuchs die Art auf liegendem Totholz, bisweilen auch auf Strünken, primär von Fichte, seltener von Lärche. Die mittlere Zersetzung des Totholzes war mäßig bis stark. Die Art bevorzugt weniger feuchte Standorte als Dicranum viride, zumeist Tothölzer über humosen Böden. Die mittlere Seehöhe der Vorkommen (1100 m) lag fast 400 m über jenen von Dicranum viride, was primär auf die Verbreitung von Fichte und Lärche zurückzuführen ist. Vorkommen in höheren Lagen, welche nicht untersucht wurden, wären Ziel weiterführender Untersuchungen. Ein Wiederholungsmonitoring im Jahr 2017 auf zwei Flächen, die 2016 besonders reichliche Vorkommen zeigten, unterstrich die Kontinuität der Vorkommen der 4 Arten im Folgejahr, obwohl 2017 deutlich trockener war als 2016. Aktuell scheint die Art aufgrund des reichlich vorhandenen Totholzes eher ausbreitungs- als habitatlimitiert. Langfristig, wenn sich ein natürlicher Baumbestand mit Dominanz der Buche in den tieferen Lagen etabliert, kann mit einem leichten Rückgang der Art gerechnet werden. Weitere Untersuchungen zur Verbreitungsbiologie und Ökologie der Art sollten dies abklären.
Das Kärntner Spatenmoos (Scapania carinthiaca) konnte in drei Flächen auf mäßig zersetztem Totholz gefunden werden. Die Tothölzer lagen alle direkt an Bächen, die Art scheint Überschwemmungen zu brauchen. Sie ist die mit Abstand seltenste der Zielarten, drei neue Vorkommen sind bemerkenswert.

Insgesamt kann gesagt werden, dass der Nationalpark Kalkalpen ein wichtiges Refugium für das Überleben aller drei FFH-Arten in Österreich darstellt. Darüber hinaus konnten trotz nur punktueller Aufnahmen 59 weitere Moosarten auf Totholz gefunden werden, darunter sehr seltene Arten wie Scapania apiculata und Scapania scapanoides, was die Bedeutung des Nationalpark Kalkalpen für die Erhaltung generell seltener Arten auf Totholz deutlich unterstreicht.

Der gesamte Endbericht ist unter diesem Link nachzulesen:
Erfassund der Moose im Anhang II der FFH-Richtlinie im Nationalpark Kalkalpen

Auch in der Vielfalt Natur wurde über die Forschungsergebnisse berichtet:
Grüne Kobolde im Nationalpark Kalkalpen - seltene Moosarten unter europäischem Schutz

In einem weiterführenden Projekt, das 2018-2020 durchgeführt wird, sollen weitere Wissenslücken geklärt werden. So ist weitgehend unbekannt, welchen Einfluss Luftschadstoffe auf die FFH-Moose im Nationalpark Kalkalpen haben. Bei der Ausbreitungs- und Autökologie des Grünen Koboldmooses (Buxbaumia viridis) tappen die Experten weiterhin im Dunkeln. Detaillierte Untersuchungen sowie die Installation eines Monitorings sollen hier eine bessere Kenntnis der Biologie dieser Art bringen und damit auch zur Sicherung es günstigen Erhaltungszustandes beitragen. Auf das Kärntner Spatenmoos (Scapania carinthiaca), für den der Nationalpark ebenfalls ein Zentrum der Verbreitung darstellt, soll einem Monitoring unterworfen werden.

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  • Veröffentlicht: 29. Oktober 2019
  • Autor: Simone Mayrhofer