Nationalpark Kalkalpen - wild und artenreich

Natürliche Besonderheiten

  • Der Nationalpark Kalkalpen schützt die größte Waldwildnis Österreichs mit dem längsten natürlichen Bachsystem der Ostalpen.
  • Nirgendwo in Österreich sind so viele Schmetterlingsarten bekannt.
  • In keinem Schutzgebiet Österreichs gibt es so viele Lebensraumtypen mit höchster Schutzstufe der europäischen Naturschutzrichtlinie.
  • Urwaldvogelarten wie der Weißrückenspecht, der Raufußkauz und der Zwergschnäpper gibt es im Nationalpark in besonders hoher Dichte.
  • Der Scharlach-Plattkäfer, eine seltene Urwald Reliktart, ist eine absolute Rarität im Alpenraum und wurde österreichweit erst dreimal nachgewiesen. Der Nationalpark Kalkalpen ist der einzige Standort im Bergwald, wo dieser Käfer sehr häufig vorkommt.
  • In den unterirdischen Klüften und Karsthöhlen des Sengsengebirges konnte sich isoliert eine eigene Höhlenlaufkäferart entwickeln, die es weltweit nur hier gibt.
  • Die Nationalpark Almen und Wiesen sind besonders reich an Blüten- und Gefäßpflanzenarten. Über 800 Arten, davon 126 gefährdete Arten nach der Roten Liste Österreichs, konnten bereits nachgewiesen werden. 
  • Urwald-Reliktarten auf dem Vormarsch

Alpenbockkäfer © Erich WeigandAlpenbockkäfer, Drachenkäfer, Scharlach Plattkäfer und verschiedene Hirschkäferarten wie der Kopfhornschröter oder der Rindenschröter – sie alle brauchen Urwälder, also naturnahe Wälder mit viel Totholzanteil. Durch die rückkehrende Waldwildnis vergrößert sich ihr Lebensraum ständig und sie konnten sich bereits gewaltig vermehren.   

  • Urwaldriesen und lebendiges Totholz​

Mächtige alte, knorrige Bäume sind selten geworden. In einem natürlichen Wald gibt es Pflanzen aller Altersstufen und einen natürlichen Totholzanteil. Im Nationalpark erleben die Wälder auch die zweite Lebenshälfte. Bäume wachsen, werden alt und mächtig, so wie der Lauf der Natur es vorsieht. Alte, abgestorbene Bäume sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere wie zum Beispiel Käfer und Spechte. Während auf vermodernden Stämmen die nächste Baumgeneration heranwächst, zersetzen Insekten und Mikroorganismen die Reste des Totholzes zu fruchtbarem Humus. 200jährige Tannen beherbergen über 250 verschiedene Tierarten mit über 2000 Individuen. Von den rund 13.000 im Wald lebenden Pflanzen-, Pilz- und Tierarten sind 4.500 im Laufe ihrer Entwicklung auf alte und tote Baumstämme angewiesen. 

  • Almen und Bergwiesen – Blütenpracht im Waldmeer

blumenwiese_sommer_800.jpgIm Nationalpark Kalkalpen gibt es 21 Almweidegebiete. Die naturnahe, traditionelle Bewirtschaftung zeichnet sich durch einen besonderen Reichtum an Blütenpflanzen aus. Almkräuter, Wildblumen, Schmetterlinge, Insekten, Wildbienen, Reptilien, Vögel schätzen diesen Lebensraum ebenso wie die Rinder und Haustiere, die hier ihre Sommerfrische verbringen. 

  • Der Luchs – endlich wieder da!

Luchsin Kora Juli 2014 © Kronsteiner ÖBF AGBereits 2000 konnte der wohl prominenteste Rückkehrer in die Wildnis des Nationalpark Kalkalpen mittels Fotofalle nachgewiesen werden. Einstmals in ganz Europa verbreitet, erfolgte nach und nach seine Ausrottung. 1821 wurde der letzte Luchs im Almtal erlegt. Heute ist der Luchs ist eine EU weit streng geschütze Art. Um der Population auf die Sprünge zu helfen, wurden 2011 zuerst das Luchsweibchen Freia und das junge Männchen Juro von der Schweiz in den Nationalpark übersiedelt. Die Wildkatze mit den markanten Pinselohren ist perfekt getarnt und lebt sehr heimlich. Deutlich erkennbar sind aber ihre Spuren im Schnee. Luchse in den OÖ Kalkalpen

  • Blühende Raritäten

Im Zuge der Biotopkartierung konnten insgesamt 14 von 18 in Oberösterreich vorkommenden Nordostalpen-Endemiten nachgewiesen werden. Diese Pflanzen werden als Endemiten bezeichnet, weil sie nur in einem bestimmten, räumlich abgegrenzten Gebiet vorkommen.  Nordostalpen-Endemiten kommen ausschließlich vom Schneeberg am Alpenostrand bis zum Salzkammergut im Westen vor.

Frauenschuh © Nationalpark Kalkalpen Stückler42 verschiedene wildwachsende Orchideenarten gibt es im Nationalpark Kalkalpen. Die größte und wohl bekannteste Art ist dabei der Gelber Frauenschuh. Dieser seltenen Pflanzenart kommt besonderer Schutz zu. Sie ist eine der wenigen Pflanzenarten im Nationalpark, die in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie im Anhang II geführt werden.

Türkenbund-Lilie © Nationalpark Kalkalpen Stückler.jpgBesonderen Blütenreichtum im Nationalpark Kalkalpen weisen Alpine Rasen, Mähwiesen und Almen auf. Aber auch an kargen Felsstandorten und im Wald gedeihen prächtige Blütenpflanzen. Die Türkenbund-Lilie ist dabei wohl die auffälligste Blume in unseren Wäldern. Sie ist eine von 125 vollkommen geschützten Pflanzenarten des Nationalparks.  

Wildnis braucht unseren Schutz

Weißrückenspecht © Norbert PühringerSeit dem Ende der forstwirtschaftlichen Nutzung im Jahre 1994 kehrt in die Schluchten und Wälder des Nationalparks Wildnis zurück. Nur durch den Erhalt großer natürlicher Lebensräume kann unsere heimische Artenvielfalt über kommende Generationen weiterleben. Steinadler, Wanderfalke, Fischotter, Schwarzstorch, Weißrückenspecht und sogar der Luchs finden im Nationalpark eine Heimat. In Zeiten des Klimawandels und der Artenverluste wird die Bedeutung des Nationalpark Kalkalpen als Gen-Reservoire und Speicher des Natur-Erbes weiter ansteigen. 

Lawinenbahn_Hengstkar_sieghartsleitner_800.jpgVeränderung ist das einzig Beständige
Stürme, Hochwasser, Lawinen, Waldbrände oder Erdrutsche verändern die Landschaft und mit ihr die Lebensräume ständig. Seit Jahrmillionen sind diese dynamischen Prozesse die Triebkräfte der Evolution. Was auf den ersten Blick nach Zerstörung und Verwüstung aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Quelle neuen Lebens.  

Der Borkenkäfer – leitet die Geburt neuer Urwälder ein
Die Natur kennt keine Schädlinge. Jedes Lebewesen hat seinen Platz im Ökosystem, auch der Borkenkäfer. Der Große achtzähnige Fichtenborkenkäfer (Ips typographus) neigt zu Massenvermehrung, was bei vom Menschen geschaffenen Fichtenmonokulturen zum Problem werden kann. In einem Mischwald besteht dafür kaum Gefahr. Deshalb zielt das Waldmanagement darauf ab, die ehemaligen Fichtenforste in Mischwälder umzuwandeln. Die Stürme der vergangenen Jahre und der darauf folgende Borkenkäferbefall haben diesen Prozess auf natürliche Weise enorm beschleunigt – und damit die Geburt eines neuen Urwaldes eingeleitet.