Natürliche Buchenwälder des Nationalpark Kalkalpen

Herbst im Buchenwald©Sieghartleitner

Buchenwald ist nicht gleich Buchenwald

Je nach Standort, Höhenlage, Bestandesalter und/oder soziologischer Ausbildung unterscheiden sich Buchenwälder hinsichtlich der vorkommenden Pflanzenarten und Strukturmerkmale. In den tiefsten Lagen der Buchenverbreitung, insbesondere
auf frischen, gut durchlüfteten Böden, sind einschichtige, hallenartige Buchenreinbestände charakteristisch. Eine schwache Stufung im Bestand zeigt sich in höheren Lagen auf mittelwüchsigen Böden. Auf warm-trockenen Standorten
hingegen verliert die Buche an Konkurrenzkraft. Lichtbaumarten, wie die Rotkiefer und zahlreiche Straucharten treten hinzu und bilden so mehrschichtige Bestände aus (Mayer 1974). Je nach Kronenschluss variiert auch die Diversität in der Krautschicht. Ein Großteil der Attraktivität, die von Buchenwäldern ausgeht, rührt von den Veränderungen im Licht- und Blühaspekt im Jahresverlauf.
Das wohl auffälligste Merkmal ist der Laubfall, der die jahreszeitlichen Unterschiede und Bedingungen innerhalb der Standorte prägt. Vor allem der Lichteinfall wird durch den Laubfall maßgeblich beeinflusst. So erstrahlt der Buchenwald im Frühling schon vor dem Laubaustrieb im Blütenmeer der Frühjahrs-Geophyten, die die kurze blattfreie und lichtintensive Zeit nach dem Winter nutzen, um zu fruchten und sich dann wieder in den Boden zurückzuziehen. Kurz nach dem Laubaustrieb folgt auf die Frühlingsblüher das zarte Grün der Buchenblätter, das wohl jeden beeindruckt, sooft sich dieses Naturschauspiel auch wiederholen mag. Die auffällige Saisonalität, die alle Buchenwälder und sommergrünen Laubwälder gemein haben, unterscheidet sie somit auch grundlegend von den immergrünen Nadelwäldern.

Buchenwaldtypen und -gesellschaften

Der Wald im Nationalpark Kalkalpen wird in etwa zur Hälfte von Laubwäldern (rund 8.500 ha) bestockt. Neben kleinflächigen Au-, Sumpf- oder Schluchtwäldern werden diese hauptsächlich von Buchenwäldern aufgebaut (Prüller 2009). Dabei finden die Buchenwälder ihre Hauptverbreitung flächenmäßig im waldreichen Hintergebirge. Die tiefst gelegenen Seehöhen befinden sich in der Umgebung Weißenbachtal/Wilder Graben bei Reichraming, wo sich das sogenannte Optimum des Buchenwaldes befindet. Trotz intensiver Nutzung hat sich hier die Buche vor allem an laubwaldreichen Talflanken sehr vital gehalten. Anders das Bild im Sengsengebirge: Südseitig findet man vor allem wärmeliebende Buchenwälder, die in steilen, trockenen Südhängen zu Schneeheide-Kiefernwäldern überleiten, während sie an der steilen Nordseite teilweise die Waldgrenze bilden. 

Sechs verschiedene Buchenwaldgesellschaften im NP Kalkalpen

Unterverband
Buchenwaldgesellschaft (Assoziation)
Häufigkeit
der  Waldge- sellschaft im NPK 
FFH Lebensraumtyp
Wärmeliebende Buchenwälder (Cephalanthero Fagenion)
Zyklamen-Buchenwald (Cyclamini Fagentum Soò (1962) 1972)
18Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald
Schneerosen-Buchenwald (Helleboro nigri-Fagetum Zukrigl 1973) s.str.
307
Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald
Mitteleuropäische Buchenwälder mitllerer Standorte (Eu-Fagenion)
Waldmeister-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum Sougnez & Thill 1959)
93
Waldmeister-Buchenwald
Alpisch-dinarische Karbonat-Buchen- und Fichten-Tannen-buchenwälder (Lonicero alpigenae-Fagenion)
Nordostalpischer Karbonat-Alpendost-Fichten-Tannen-Buchenwald (Adenostyloglabrae-Fagentem Moor 1970)
 73Waldmeister-Buchenwald  
Nordostalpischer Lehm-Fichten-Tannen Buchenwald (Cardamine trifoliae-Fagentum Ober. 1987)
273
Waldmeister-Buchenwald  
Hochmontaner Karbonat-Buchen-Wald (Saxifrago rotundifoliae-Fagetum Zukrigl 1989 s.l.)
90
Mitteleuropäischer subalpiner Buchenwald mit Ahorn und Rumex arifolius 
  • Buchen-Rekorde im Nationalpark Kalkalpen

In den größten, noch erhaltenen europäischen Buchen-Urwäldern der Kapaten finden sich die Buchen-Superlative schlechthin. Im tiefen Urwald stocken Buchen, die Höhen von bis zu 53 Metern und einen Brusthöhendurchmesser von rund 1,4 Meter erreichen. Der Nationalpark Kalkalpen, der aufgrund der Wüchsigkeit des Gebietes naturgemäß nicht mit diesen Rekorden mithalten kann, weist jedoch auch eine bemerkenswerte Ausstattung auf:


Höchste Buche
41,5 Meter
Dickste Buche
2,13 Meter Brusthöhendurchmesser, (mehrstämmig)
Älteste Buche
548 Jahre (im Jahr 2020)
Höchstgelegener
Buchenwald
1.450 Meter Seehöhe, Schwarzkogel

Publikation Buchenwälder©Nationalpark Kalkalpen 

Ausführliche Informationen über "Natürliche Buchenwälder des Nationalpark Kalkalpen" sind in gleichnamiger Publikation nachzulesen:

Natürliche Buchenwälder des Nationalpark Kalkalpen Schutz und Erbe alter Wälder

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Erschienen 2016 im Eigenverlag NP Kalkalpen
ISBN 978-3-9503733-3-