Von den beiden im Vorjahr im Nationalpark Kalkalpen besenderten Jungadlern überlebte nur das Weibchen. Die im Zuge eines internationalen Steinadlerprojekts erfolgten Besenderungen geben erste interessante Einblicke in die schwierigen Anfangsjahre der stolzen Vögel.
Das junge Steinadlerweibchen überlebte!
Von den beiden im Vorjahr im Nationalpark Kalkalpen besenderten Jungadlern überlebte nur das Weibchen. Die im Zuge eines internationalen Steinadlerprojekts erfolgten Besenderungen geben erste interessante Einblicke in die schwierigen Anfangsjahre der stolzen Vögel. Adlerweibchen „Babsi“ hält sich immer noch im Revier seiner Eltern im Sengsengebirge auf. Das ist sehr ungewöhnlich, denn junge Steinadler müssen das Revier ihrer Eltern früh verlassen. Entsprechend bisheriger Erfahrungen liegen dann Wanderjahre in den Alpen vor den Jungadlern. Dabei können sie tägliche Flugstrecken von bis zu 150 km zurücklegen. Beobachtungen zeigten, dass Jungadler oft nicht alleine unterwegs sind, sondern sich mit mehreren Jungadlern im gleichen Gebiet aufhalten. Vermutlich bevorzugen sie stressfreie Räume, in denen sich kein territoriales Steinadler-Brutpaar aufhält. Von ansässigen, revierinhabenden Steinadlerpaaren werden Jungadler nämlich heftig attackiert und vertrieben, wenn sie in deren besetzte Reviere einfliegen.
Die Kalkalpen Steinadlerdame Babsi kam im Sengsengebirge zur Welt und unternahm Anfang Juli ihre ersten kurzen Flugversuche. Erste größere Flugstrecken im elterlichen Revier legte sie ab Anfang September zurück. Ab dieser Zeit konnte sie oft in Begleitung ihrer Mutter und manchmal bettelnd beobachtet werden. Erst heuer am 23. Februar unternahm sie einen zweitägigen Ausflug in die Eisenerzer Alpen und kehrte am Tag darauf wieder zurück. Anfang März folgte noch ein kurzer Ausflug Richtung Stumpfmauer an der oberösterreichisch-niederösterreichischen Grenze. Etliche Tage später folgte eine Flugreise Richtung Kapfenberg, über die Niederen Tauern bis an den Königsee in Bayern. Derzeit ist sie wieder im elterlichen Revier im Nationalpark Kalkalpen. Sie hat sich zu einem prächtigen, vitalen Vogel entwickelt. Schon beim Ausfliegen aus dem elterlichen Horst hatte sie ihren Vater an Umfang und Flügelspannweite übertroffen.

Zum Steinadler:
Lateinischer Name: Aquila Chrysaetos
Lebenserwartung: 20 Jahre
Grösse: Flügelspannweite bis 230 cm
Gewicht: 7 kg
Lebensraum (max. Höhe): 6200 m
Adleraugen: erkennt Beute noch aus mehreren Kilometern Entfernung
Geschwindigkeit im Sturzflug: bis 320 km/h
Geschwindigkeit im Horizontalflug: bis 120 Km/h
Leider ganz anders verlief die Entwicklung des zweiten besenderten Kalkalpen Jungadlers „Ferdi“. „Seine Sendedaten zeigen, dass er sich nie weit vom elterlichen Horst entfernt hat. Nach nur drei Wochen empfingen wir ein Mortalitässignal“, schildert DI Christian Fuxjäger sein kurzes Leben. „Seine genaue Todesursache konnte anhand des schon sehr beeinträchtigten Kadavers nicht mehr geklärt werden, vermutlich ist er verhungert“.
Wieder ein anderes Bewegungsverhalten zeigt der im Wildnisgebiet Dürrenstein besenderte Steinadler „Guilaume“. Er hat das elterliche Revier erstmals am 10. Oktober Richtung Hochschwabgebiet verlassen und seit Dezember vergangenen Jahres hielt er sich mehrmals in dem für Steinadler untypischen, flachen Gebiet im Bereich St. Peter in der Au und Kürnberg im Norden auf. Nun segelt er regelmäßig über die Gebirge zwischen Judenburg im Süden, den Niederen Tauern im Westen und Göstling im Osten.
Der im Jahr 2023 im Nationalpark Gesäuse besenderte Steinadler Jana verließ das elterliche Revier sehr rasch, erkundete die Göstlinger Alpen, das Wildnisgebiet Dürrenstein und war auch im Nationalpark Kalkalpen öfter zu Besuch. Der im zweiten Lebensjahr befindliche Steinadler nutzt mittlerweile die gesamten Ostalpen und legt große Distanzen zurück.
Die Sendedaten und Bewegungsprofile der Jungadler fließen in ein alpenweites Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, Radolfzell, Deutschland und der Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien sowie der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ein. Ziel des Projektes ist es mehr Wissen über Ausbreitungsverhalten junger Steinadler zu erfahren.