Mure bahnt sich Weg vom Nockkar hinab in den Großen Feichtausee

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4. Juli 2012

Im Nockkar brechen sich bei schweren Niederschlägen Gesteins- und Geröllmassen ihre Bahn von den oberen Felswänden bis hinab in den Großen Feichtausee. Riesige Schottermassen werden hierbei mitgerissen, wobei sich die Gewalt der Mure tief unter die bisherige Oberfläche der bestehenden Geröllhalde hineinfrisst.

Unter dem tiefsten Punkt der Felsteilung, kurz nach der Querung und dabei Zerstörung des Alpinen Wanderweges von der Feichtaualm auf den Hohen Nock, schwenkt die Mure auf die Fallinie zum Großen Feichtausee ein, stürzt über die bestehende kleine Schlucht und durchbricht auch den direkt darunter befindlichen Schuttkegel, der von bereits früher erfolgten Abtragungen zeugte.

Bei dem aktuellen Ereignis erreicht die Schottermure auch den Großen Feichtausee und es ergießt sich eine unbekannte Menge der Schottermasse direkt in den See.

Mögliche Auswirkungen:
Die spontane Einbringung der Massen bewirkte eine ebenso spontane, starke Durchmischung und milchige Trübung des Seewassers, was sich massiv auf das gesamte Leben im See auswirken kann, das auf Stillgewässer in Gebirgslage mit meist klarem Wasser spezialisiert ist!

Sollte sich der eingbrachte Schotter im Laufe der Zeit über den Seegrund verteilen, könnte der See soviel an Tiefe verlieren, dass er den (systematischen) Status eines "Sees" verlieren könnte und zum "Weiher" wird. Ein Unterschied zwischen "See" und "Weiher" besteht sowohl in der Ausprägung von der länger bestehender Temperaturschichtung als auch dass der Pflanzenbewuchs nur im Uferbereich stattfinden kann, wohin gegen Weiher öfter "umgeschichtet" werden können und ein Pflanzenbewuchs (theoretisch, im Gebirge wie im vorliegenden Fall kaum möglich) durch die geringere Wassertiefe die gesamte Wasseroberfläche umfassen kann! 

Weitere Abgänge sind durch Lockergestein im oberen Bereich jederzeit möglich, wobei die Situation bei Starkregen, Regen, Hagel, Schneedruck und Frosteinwirkung verschärft wird!

Schottermure geht im Juli 2012 vom Nockkar ab © PostlmayrEin Vergleichsfoto aus dem Vorjahreszeitraum im Juli 2011 © PrüllerVergleichsbilder zum Vergrößern anklicken

 

 

 

 

Weg von Feichtau auf Hohen Nock schwer begehbar

Die durch solche spontanen Ereignisse erfolgten Veränderungen der Erdoberfläche gehören zu den interessantesten Erscheinungen einer Dynamik, wie sie in freier Natur, der "Wildnis", vorkommen. Tiere und Pflanzen sind an solche Ereignisse hochgradig angepasst und darauf spezialisiert - und es darf gespannt die weitere Entwicklung der Besiedelung der diversen, teils lockeren steilen und teils verfestigten flachen Schotterkörper durch Pionierarten erwartet werden.
Genau dafür sind Nationalparke geschaffen: hautnah Einblick zu geben in geheimnisvolle Abläufe, die somit in der Wildnis vor der Haustüre über längere Zeiträume beobachtet werden können.

13.08.2012