2 Europäischen Naturschutzrichtlinien, die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und die Richtlinie über die Erhaltung wildlebender Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie, 79/409/EWG) verpflichten Österreich, Gebiete, die für den gemeinschaftlichen Umweltschutz der EU von Interesse sind, zu melden. Diese gelten dann als „vorgeschlagen“, werden seitens der EU bestätigt und in das Natura 2000 Netzwerk integriert.
Im Jahr 2004 erfolgte die Ausweisung des Nationalpark Kalkalpen zum Natura 2000 Europa Schutzgebiet.
Schutzgebietsflächen im Nationalpark Kalkalpen. (Übersichtskarte)
Nationalpark Kalkalpen ein Natura 2000 Gebiet
Die internationale Bedeutung des Nationalpark Kalkalpen ist aus Sicht der EU-Naturschutzrichtlinien hoch. So sind für dieses Natura 2000-Gebiet insgesamt 22 Lebensraumtypen nominiert, darunter gleich acht prioritäre.
Die Vogelfauna ist mit 19 Arten im Anhang I ausgewiesen und bei den
anderen Tieren sind demnächst etliche weitere Nachnominierungen
vorgesehen, für deren Erhaltung ebenfalls besondere Schutzgebiete
auszuweisen sind.
Als prioritäre Arten, das sind bedrohte Arten, für deren Erhaltung der
Europäischen Gemeinschaft besondere Verantwortung zukommt, werden der
Braunbär, der Alpenbockkäfer und der Russische Bärenfalter geführt. Beim
Alpenbockkäfer, der im gesamten Mitteleuropa ausgesprochen selten
geworden ist, schätzen Experten, dass österreichweit möglicherweise nur
noch in der Region des Nationalpark Kalkalpen gute Bestände vorkommen.
Auf
der Liste der aktuell am stärksten gefährdeten Wirbeltierarten,
erstellt im EU-Programm „Stopp des Biodiversitätsverlustes bis zum Jahr
2010“, sind auch zwei im Nationalpark heimische Fledermäuse, die Kleine Hufeisennase und die Mopsfledermaus,
angeführt. Erste Kartierungsergebnisse deuten auf beachtliche Bestände
hin. Demnach würde der Nationalpark Kalkalpen für diese beiden weltweit
stark bedrohten Arten ein höchst bedeutendes Rückzugsgebiet darstellen.
Aus Sicht des Alpenraumes beeindruckt die hohe Anzahl der so genannten Ostalpen-Endemiten,
deren Vorkommen ausschließlich auf den Ostalpenraum Gefäßpflanzen, aber
auch Käfer und Weichtiere, und vieles gibt es hier sicherlich noch zu
entdecken. Dies gilt auch für Lokal-Endemiten, die ausschließlich im
Nationalpark und in dessen näherer Umgebung vorkommen. Für den Schutz
diese Arten kommt dem Nationalpark die höchste Verantwortlichkeit zu.
Bekannt geworden sind bisher knapp zehn Arten, die alle in der
kleinräumigen alpinen Region des Sengsengebirges sowie in den
unterirdischen Kluft- und Höhlensystemen samt der Quellaustritten
vorkommen:
ein Höhlenlaufkäfer und zwei Quellschneckenarten sowie mehrere in der
kleinräumigen alpinen Region des Nationalparks lebende Arten, wie der
Laufkäfer Leistus austriacus, der Rüsselkäfer Otyorynchus schaubergeri
und zwei weitere Weichtierarten.Aus nationaler Sicht sind besonders die
guten Bestände der Gelbbauchunke, des Weißrückenspechts und des
Apollofalters hervorzuheben. Weiters das seit 1999 bestätigte
durchgehende Vorkommen des Luchses und der Nachweis einer autochthonen
Bachforellen-Population, bei der es sich um das einzige bekannte
Vorkommen in Oberösterreich handelt. Von zentraler nationaler Bedeutung
ist das bis heute nahezu unverbaut gebliebene 200 Kilometer lange
Fließgewässernetz anzusehen sowie der seit einigen Jahren völlig aus der
forstlichen Nutzung genommene Wald. So gelten in Österreich weniger als
20 % der Fließgewässer als unverbaut und nur mehr drei Prozent des
Waldes als natürlich bzw. als forstwirtschaftlich weitgehend
unbeeinträchtigt.
Die Rückkehr der Wildnis vollzieht sich in raschen Schritten.
Einst stark zurückgedrängte Arten, wie die Pilzkäferfauna, welche nur
auf Baumpilzen auf stark vermoderndem Totholz vorkommen und somit
urwaldähnliche Bedingungen benötigen, oder die fünf im Gebiet heimischen
Hirschkäferarten, die an abgestorbenes dickes Laubholz gebunden sind,
trifft man bereits heute wieder häufi ger an. Die im Gebiet
zurückgekehrte Ruhe nutzen auch besonders störungsanfällige Arten, wie
zum Beispiel der Steinadler, der derzeit mit mindestens drei Paaren im
Nationalpark brütet.
Digitale Erfassung der Fauna
Der Nationalpark Kalkalpen beherbergt etliche Tausend verschiedene
Tier- und Pflanzenarten. Um die Nachweise im Gebiet mit einem
zeitgemäßen Instrument zu dokumentieren wurde im Jahr 2007 das
Artenverwaltungsprogramm BioOffice im hauseigenen EDV-Netzwerk
eingerichtet. Die Datenstandards konnten von der bereits etablierten
Biodiversitätsdatenbank des Nationalpark Hohe Tauern übernommen werden,
womit künftig auch detaillierte Vergleiche dieser beiden Schutzgebiete
möglich sind. Wichtig war weiters die Kompatibilität mit der
ZOBODAT-Datenbank am Biologiezentrum Linz. Die folgende Tabelle gibt
einen Überblick über die im Gebiet des Nationalpark bestätigten
heimischen Arten. Im Vergleich dazu ist auch der rezente österreichweite
Artenbestand angegeben. (Stand: Dezember 2007)
WIRBELTIERE
SÄUGETIERE |
Österreich 84 |
NP Kalkalpen
37 (41) |
Hunde |
3 (4) |
1 (2) |
Bären |
1 |
1 |
Marder |
8 |
6 |
Katzen |
2 |
1 (2) |
Schweine |
1 |
1 |
Hirsche |
9 (10) |
3 (4) |
Spitzmäuse |
9 |
3 |
Mäuse |
22 |
5 (6) |
Bilche/Schläfer |
4 |
2 |
Hörnchen |
3 |
1 |
Hasen |
3 |
2 |
Feldmäuse |
26 (27) |
11 |
VÖGEL |
Österreich 417 |
NP Kalkalpen 111 |
Brutvögel |
239 |
79 |
Raufußhühner |
4 |
4 |
Greifvögel |
45 |
9 (10) |
Eulen |
12 |
5 |
Spechte |
9 |
6 |
Fliegenschnäpper |
4 |
4 |
KRIECHTIERE, REPTILIEN |
Österreich 14 |
NP Kalkalpen 7 |
Eidechsen |
5 |
2 |
Blindschleichen |
1 |
1 |
Nattern |
4 |
3 |
Ottern |
3 |
1 |
LURCHE, AMPHIBIEN |
Österreich 22 |
NP Kalkalpen 7 |
Unken |
2 |
1 |
Frösche |
7 |
1 |
Kröten |
4 |
1 |
Molche |
5 |
2 |
Salamander |
2 |
2
|
FISCHE, RUNDMÄULER |
Österreich 69 |
NP Kalkalpen 3 |
Lachsartige |
7 |
1 |
Äschen |
1 |
1 |
Groppen |
1 |
1 |
WIRBELLOSE TIERE
INSEKTEN (im weiteren Sinn) |
Österreich 36.850 |
NP Kalkalpen >4.157 |
Schmetterlinge (gesamt) |
4.050 |
1.475 |
Großschmetterlinge |
1.575 |
753 |
Käfer (gesamt) |
7.400 |
700 |
Bockkäfer |
207 |
70 |
Laufkäfer |
ca. 300 |
85 |
Hirschkäfer |
7 |
5 |
Hautflügler (gesamt) |
11.000 |
220 |
Schlupfwespen |
400 |
60 |
Wildbienen, inkl. Hummeln |
647 |
20 |
Ameisen |
122 |
15 |
Zweiflügler: Fliegen, Mücken |
10.000 |
85 |
Kriebelmücken |
42 |
26 |
Heuschrecken |
136 |
16 |
Wanzen |
1.000 |
18 |
Libellen |
80 |
12 |
Eintagsfliegen |
113 |
30 |
Steinfliegen |
117 |
50 |
Köcherfliegen |
293 |
98 |
Springschwänze |
485 |
81 |
SONSTIGE GLIEDERTIERE |
Österreich 2.910 |
NP Kalkalpen >172 |
Krebse (gesamt) |
525 |
30 |
Zehnfußkrebse |
5 |
1 |
Bachflohkrebse |
10 |
2 |
Ruderfußkrebse |
<120 |
17 |
Wasserflohkrebse |
<90 |
10 |
Spinnen, Webspinnen |
1.000 |
85 |
Weberknechte |
58 |
4 |
Hornmilben |
560 |
21 |
Tausendfüßler |
281 |
2 |
SONSTIGE WIRBELLOSE TIERE |
Österreich 5.130 |
NP Kalkalpen >166 |
Muschel, Wasserschnecken |
129 |
12 |
Landschnecken |
311 |
30 |
Wenigborster-Gliederwürmer |
>250 |
44 |
Rädertiere |
<600 |
80 |