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Vor einigen Jahrzehnten haben Fischereibesitzer ohne böse Absicht begonnen vor allem Regenbogenforellen bzw. atlantische Bachforellen aus Dänemark in den heimischen Gewässern auszusetzen. Man konnte damals nicht wissen, dass man damit die heimische Bachforelle massiv gefährdet. Im Nationalpark Kalkalpen hat man in einem europaweit einzigartigen Projekt ein 13,5 km langes Bachsystem in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und der heimischen Bachforelle den Lebensraum und das Überleben gesichert.
Die Ausgangslage Noch vor hundert Jahren lebten in den Bächen des heutigen Nationalpark Gebietes ausschließlich Bachforellen vom Donaustamm, Koppe und Äsche als ursprüngliche Fischarten sowie auch der Steinkrebs.
Doch danach wurden alle fischerei-wirtschaftlich interessanten Bäche langzeitig genutzt, lediglich einige kleine, sehr abgelegene Fließgewässer blieben verschont. Der Mensch bestimmte, welche Arten hier vorkommen sollten. Mit dem Bachsaibling und der Regenbogenforelle wurden amerikanische Arten eingebracht. Aufgrund der im Nationalpark vorherrschenden Verhältnisse wie z.B. starke Quellschüttungen, ergeben sich im Winter höhere Wassertemperaturen, die für die Regenbogenforelle und deren Vermehrung günstig sind. Letztere drängte die heimischen Fischarten (insb. die Bachforelle) zurück. Zwar wurden auch Bachforellen regelmäßig und in hoher Zahl eingesetzt, nur wiederum nicht die standorttypischen Donau-Formen, sondern jene vom atlantischen Stamm. Über viele Jahrzehnte hat sich so ein inter- und intraspezifisch veränderter Fischbestand eingestellt, die den Zielen des heutigen Nationalparks mit einer möglichst naturnahen, ursprünglichen Lebensgemeinschaft nicht gerecht wird.
Die Anfang 2000 erstmals seit Nationalpark Werdung durchgeführten Fischbestandserhebungen zeigten bedenkliche Entwicklungen in der Form, dass die Regenbogenforelle abschnittsweise die dominante Fischart darstellte und in allen Altersklassen vertreten war. Der Ausblick für die ursprünglichen Arten wie Bachforelle und Äsche waren triste aufgrund der sich stärker durchsetzenden Regenbogenforelle. Im schlimmsten Fall wäre ohne Eingriff mit einer vollständigen Verdrängung der ursprünglichen Arten zu rechnen gewesen.
Rasch reagiert - Europaweit einzigartiges Projekt gestartet Die Nationalpark Verwaltung reagierte rasch, denn ein Nationalpark der Republik Österreich mit invasiven Fremdarten sollte nicht in die Kategorie Zoo fallen.
In Kooperation mit dem Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling (BAW) wurde im Jahr 2002 ein langfristiges Programm zur massiven Reduktion der Regenbogenforelle mit jährlichen Ausfischungen begonnen. Ein in Europa einmaliges Projektvorhaben, das von der Energie AG Oberösterreich unterstützt wird, wurde gestartet. Das Eliminieren von invasiven Fremdarten gilt generell als ausgesprochen aufwendig und schwierig. Nur in den USA wurde ebenfalls zu Beginn 2000 versucht, in Nationalparks fremde Fischarten durch gezielte Elektrobefischungen und Entnahmen zurückzudrängen.
Das Ausfischungsprogramm konzentriert sich auf das im Reichraminger Hingergebirge liegende und größte Fließgewässersystem im Nationalpark: Großer Bach, Schwarzer Bach, Saigerinbach, Leerensackbach und Haselbach. Die Ausfischung des 13,5 km langen Bachlaufes mit begleitender wissenschaftlicher Erfolgskontrolle wurde jährlich bei spätsommerlicher Niederwasserphase bewerkstelligt. Die Regenbogenforelle wurde bestandsmäßig in den 10 Jahren auf weniger als 1Promille des Ausgangsbestandes zurückgedrängt. Aufgrund natürlicher Mortalität und mittlerweile der Erschwernis, einen Geschlechtspartner zu finden, dürfte die Regenbogenforelle kaum mehr in der Lage sein, einen Bestand zu bilden. Dies wird sich in den nächsten Jahren bei Kontrollbefischungen zeigen. Mit diesem Projekterfolg haben Dr. Reinhard Haunschmid vom Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde und Nationalpark Direktor Dr. Erich Mayrhofer nicht gerechnet. Von einer deutlichen Reduzierung war man ausgegangen, an eine beinahe völlige Eliminierung der Regenbogenforelle und des Bachsaiblings nach nur 10 Jahren hätte man nach den ersten Projektjahren nicht zu denken gewagt.
Um künftig die Fließgewässer von der Regenbogenforelle frei zu halten ist einerseits die Funktion der Barriere an der kulturhistorisch bedeutenden Großen Klause zu gewährleisten, die den Zuzug von den fischereilich genutzten Unterliegerabschnitten unterbindet, und zum Anderen gilt es jeglichen Besatz mit Fremdarten zu unterlassen. Beides bedarf einer regelmäßigen Kontrolle. Im Intervall von rund zwei bis fünf Jahren ist ebenfalls eine Überprüfung des Fischbestandes notwendig, dies insbesondere in den nächsten 10 Jahren, um letztendlich den Erfolg des 10-jährigen Ausfischungsprogrammes nicht zu gefährden.
Bestand der heimische (Ur)bachforelle ist sicher Im Jahr 2000 fanden Mitarbeiter des Scharflinger Instituts für Gewässerökologie und der Genetiker Steven Weiss genetisch reine, donaustämmige Bachforellen im Gebiet des Nationalpark Kalkalpen. Derzeit sind diese autochthonen, danubischen Bachforellenstämme abgeschieden und gegenüber Zuwanderung von flussab, geschützt und intakt. Derzeit werden diese „Urforellen“, die es ja nur mehr in sehr begrenzter Anzahl gibt, nicht nachgezüchtet. Interessant wäre dies allerdings, da diese ursprünglichen Bachforellen über einen sehr langen Zeitraum einer Selektion unterworfen waren und so bestens an die Verhältnisse der nördlichen Kalkalpen angepasst sind.
Pressetext Heimische Fischpopulation wieder hergestellt (Download 51 KB)
Foto: © Nationalpark Kalkalpen / Sieghartsleitner
04.11.2011