Geomorphologischer Atlas

Bericht, der im Eigenverlag der Nationalpark Kalkalpen Verwaltung erschienen ist: Harald HASEKE (1995): Atlas der Geomorphologie M 1:20.000 des Nationalpark Kalkalpen 1. Verordnungsabschnitt. Hrsg.: Amt der OÖ Landesregierung, Nationalparkplanung im Verein Nationalpark Kalkalpen.

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Geomorphologischer Atlas - Kurze Einführung

Der" Atlas der Geomorphologie" ist Teil der geowissenschaftlichen Dokumentation des ersten Verordnungsabschnittes "Nationalpark Kalkalpen" (Oberösterreich). Das vielleicht nicht jedem geläufige Wort "Geo-Morphologie" bedeutet Gestaltung, Formung der Erdoberfläche. Das vorliegende Atlaswerk, ein Ergebnis der Nationalparkforschung, widmet sich den Abläufen in Raum und Zeit, die zum Erscheinungsbild unserer Landschaft geführt haben.

Diese Entstehungsprozesse sind keineswegs beendet. In unserer gegenwärtigen Epoche, einer vermutlich nicht allzulang dauernden Zwischeneiszeit, ist das Ringen der Naturgewalten, das unbewußte Streben nach einem stabileren Kräftegleichgewicht sehr deutlich erkennbar Jedes Hochwasser, jeder Bergsturz und auch jeder menschliche Eingriff verändern

den Naturhaushalt. Sie bringen das Pendel zwischen den "endogenen" Kräften - dem inneren Aufbau der Gebirge mit ihrer durch kontinentale Kräfte getriebenen Dynamik - und den "exogenen" Kräften, also den ständigen Angriffen von Wetter, Schwerkraft und Wasser auf das Bollwerk Alpen, zum schwingen. Der Endzweck dieser rezenten Prozesse ist derselbe, der er schon immer war: Die Herstellung eines stabilen Zustandes, in dem die Landschaft "in sich ruht", in dem keine Abtragung von Gestein (Erosion) und keine Ablagerung des Transportgutes (Akkumulation) mehr erfolgen muß. Das Endergebnis ist eine reichlich langweilige Landschaft, die so genannte Rumpf-Ebene.

Die Spuren der Formungsprozesse verlieren sich in der Vergangenheit. So sind z.B. die Triaskalke zwar in morphologisch sehr reizvollen Riff- und Lagunenlandschaften der tropischen Alterde entstanden, zur heutigen Morphodynamik hat dies aber keinen Bezug mehr. 

Die ältesten Spuren der aktuellen Landschaftsformung sind in den Altlandschaften konserviert. Es sind die infolge der Verkarstung erhaltenen weiten Mulden- und Hügelzüge der Hochplateaus, die im Jungtertiär, bei abkühlendem subtropischem Klima, geformt werden. Rasche Hebungsimpulse der Alpenauffaltung und immer rauher werdendes Klima machen der Idylle bald ein Ende. Die satten Bodendecken verschwinden bis auf wenige "Paläoboden"-Reste, Karst und oberirdisches Flußnetz beginnen in die Tiefe zu arbeiten. Mit der einsetzenden Eiszeit vor ca. 3 Millionen Jahren bekommen diese Kräfte einen sehr wirksamen Verbündeten, das Eis, das sich seinen Weg durch die Bergketten mit zerstörerischer Gewalt bricht. Mit dem Rückzug der Gletscher befördern die Schmelzwasserflüsse Unmassen von Bruchschutt, lagern sie in Form von Schotterterrassen in den Tälern ab. Letzte kleine Eisvorstöße schaffen die Wallhügel der Seiten- und Endmoränen. Nach dem Verschwinden des Eises beginnen die stark geschrumpften Flüsse und Bäche, das eben angehäufte Material wieder abzubauen, schneiden sich in ihre eigenen Terrassen ein ("Epigenesen"). Unter dem Einfluß der Schwerkraft brechen die unterhöhlten, zerschnittenen Bergruinen stückweise auseinander All dies ist entscheidend für die Besiedelbarkeit der Landschaft, für Raumordnung, Wirtschaft und Kultur der Einwohner.

Diesen Vorgängen und ihren Spuren widmet sich die Geomorphologie. Sie kann genetisch aufgefaßt werden (wie und wann ist eine bestimmte Form entstanden?), aber auch phänomenologisch (welche Formen existieren wo und warum) oder dynamisch (welche Prozesse laufen ab?). Der vorliegende Atlas versucht eine Brücke zu schlagen, doch alle Themen können nicht vollständig abgedeckt werden. So möchte die hier als Manuskriptkarte vorgestellte "Geomorphologie des Nationalparkes Kalkalpen" vor allem als Impuls zum Weitererkunden, im Sinne eines besseren Verständnisses und eines sorgsameren Umganges mit unserer Landschaft und ihren Ressourcen, verstanden sein.


Aufnahme und Dokumentation

Die hier dokumentierten Themenkarten sind als "Zwischenoriginale", nicht als fertig layoutiertes Endergebnis zu bewerten. Sie sind das Ergebnis terrestrischer Kartierungen durch den Verfasser auf der Basis der Manuskriptkarte 1:10.000 des BAfEVW (bis 1991) bzw. der Orthophotos 1:10.000 mit Schichtlinienaufdruck aus dem DGM (bis 1993) und aus der Autographenkarte (ab 1994) Das vorhandene Luftbildmaterial erwies sich hinsichtlich der Maßstäbe und der Beschattungsverhältnisse als ungünstig bzw. lückenhaft. Die Grundlagenkarten entsprechen dem Orthofoto-Blattschnitt und sind mit 20-Meter-Isohypsen aus dem Digitalen Höhenmodell (DGM) ausgestattet.

Der Signaturenschlüssel der Karte hält sich an die Vorlage meiner Arbeit über den Untersberg bei Salzburg (H. HASEKE 1989), deren Kartenteil in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften (E.

ARNBERGER, J. KELNHOFER) als möglicher Standard übernommen und publiziert wurde. Die Darstellung

beruht in der Hauptsache auf dem System von J. DEMEK (o.J.), das auf internationale Standardisierung ausgelegt ist.

 

Geomorphologischer Atlas - Literatur

DEMEK, J. (o . J.): Handbuch der geomorphologischen Detailkartierung.
HASEKE, H. (1989): Der Untersberg bei Salzburg. Die ober- und unterirdische Karstentwicklung und ihre Zusammenhänge - ein Beitrag zur Trinkwasserforschung. - Diss.Nat.Fak. Univ. Salzburg, 1984; MaB-Schriftenreihe Bd. 15, Akad. Wiss. Wien 1989. Farbkarte 1:10.000
HASEKE, H. (1991): Hydrologie und Karstmorphologie des Sengsengebirges (NPK Forschungsprojekt 2.1-90). - Unveröff. Bericht, 156 S., Fotos, Pläne, Hydrodatenbank.
HASEKE, H. (1992): Hydrologie und Geomorphologie des Reichraminger Hintergebirges. (NPK Forschungsprojekt 1991). - Unveröff Bericht, 123 S. , Fotos, Pläne, Hydrodatenbank.
HASEKE, H. ( 1993 ): Ergänzungsaufnahmen Hydrologie und Geomorphologie im Sengsengebirge und Hintergebirge (NPK Forschungsprojekt 1993). - Unveröff. Bericht, Fotoarchiv, Pläne, Hydrodatenbank.
HASEKE, H. ( 1994): Hydrologie Lind Geomorphologie des Nationalparkes Kalkalpen, Planungsabschnitt 1, Teil 4: Außenzonen und Randgebiete. UnveröfL Bericht, 48 Seiten, Fotos, Pläne, Hydrodatenbank.

Hinweise zur Formenwelt
Erläuterungen zur Legende

Neotektonik (Legende 1-4)
Oberirdische Karstformen (Legende 5-20)
Karren
Dolinen
Vollformen (Kuppen)
Unterirdische karstformen (Legende 21-26)
Glaziale Formen - Erosion (Legende 27-35)
Periglaziale Formen
Glaziale Formen - Akkumulation (Legende 36-41)
Fluviglaziale und fluviale Formen: Erosion (Legende 42-48)
Fluviglaziale und fluviale Formen: Akkumulation (Legende 49-54)
Mechanische Abtragung: Erosion (Legende 54-67)
Mechanische Abtragung - Akkumulation (Legende 69-73)
Hydrografie und Hydrologie (Legende 74-81)
Paläokarst und Altlandschaft (Legende 82-86)
Anthropogene Einflüsse (Legende 87-94)