Flora Echt-Seidelbast

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Echt Seidelbast

Daphne mezereum

Gewöhnlicher
Seidelbast (D)
Bois gentil (F)
Mezereon (GB)
Dafne mezereo (I)

Gewöhnlicher Seidelbast, Roter Seidelbast, Kellerhals

Blütezeit: Februar-April

Standort: Sommerwarme Buchenwälder, Hochstaudenfluren, steigt bis auf den Grat des Sengsengebirges (Bild!)

Sonstiges: Stark Giftig! Blühende Zweige nicht abreißen, keinesfalls ins Zimmer stellen!!!

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Der Echt-Seidelbast kommt bei uns von der Hügelstufe bis etwa 2.000 Meter vor. Er wächst in anspruchsvollen Laubwäldern nährstoffreicher Standorte und gilt als typische Waldpflanze.

Seidelbastarten sind niedrige Sträucher, die kaum höher als einen Meter werden. Charakteristisch für den sommergrünen Echt-Seidelbast sind die rutenförmigen Äste, die nur an den Enden beblättert sind. Der botanische Name der Gattung ist der entfernten Ähnlichkeit der Blätter mit jenen des Lorbeerbaumes zu verdanken. In diesen wurde die Nymphe Daphne von ihrem Vater verwandelt, um sie vor ihrem Verfolger Apoll zu schützen. Die Art blüht zeitig im Frühjahr. Die rosa Blüten des Echt-Seidelbastes erscheinen vor dem Blattaustrieb und duften intensiv. Allerdings gilt auch der Blütenduft als giftig. Darum sollten blühende Zweige weder abgerissen, noch ins Zimmer gestellt werden. Die Blütenkrone fehlt, stattdessen bilden nur Kelchblätter die Blütenhülle. Die Blüten des Echt- Seidelbastes scheinen direkt aus dem Stamm zu wachsen. Dieses Phänomen, die sogenannte Kauliflorie, ist eine Besonderheit, die es sonst nur bei Tropenpflanzen gibt.

Aufgrund der frühen Blütezeit kommt der Pflanze eine gewisse Bedeutung als Bienenweide zu. Diesem Umstand dürften sie den deutschen Namen Seidelbast verdanken, denn „Zeidler“ wurden im Mittelalter die Wildhonigsammler genannt. Andererseits bieten die Seidelbastblüten Nahrung für Schmetterlinge und andere langrüsselige Insekten und werden von Faltern auch bestäubt.

Alle Pflanzenteile, auch die Blüten und Früchte, sind giftig. Sowohl die in der Rinde als auch die im Samen enthaltenen Gifte wirken stark hautreizend, sodass bereits der Kontakt zu heftigen Rötungen und Blasenbildungen führen kann. Darüber hinaus riecht der Echt-Seidelbast mit Ausnahme der Blüten unangenehm. Die leuchtend korallenroten Früchte des Echt- Seidelbastes reifen im August und September. Trotz ihrer Giftigkeit werden die Früchte von Vögeln, vor allem von Drosseln und Bachstelzen, gefressen und so die Samen verbreitet. Im Vogeldarm wird das Fruchtfleisch verdaut. Damit sind die keimungshemmenden Stoffe entfernt, der Kern wird wieder ausgespuckt und der Same kann keimen.

Echt-Seidelbast zeichnet sich durch hohe Ansprüche an den Boden aus. Optimale Wuchsbedingungen findet er auf nährstoffreichen, kalkhaltigen, humosen Ton- und Lehmböden mit guter Wasserversorgung. Äußerst gering sind dagegen die Lichtansprüche. Er kann problemlos im Schatten von Buchen- und anderen Laubwäldern überdauern.

Der häufigere Echt-Seidelbast gilt als Kennart der Edellaubwälder (Fagetalia). Dementsprechend kommt er in (Tannen-)Buchenwäldern (Fagion), Eichen- Hainbuchenwäldern (Carpinion), Schlucht- und Hangschuttwäldern (Tilio-Acerion) sowie Auwäldern (Alno- Ulmion) vor. Außerhalb des Waldes findet man ihn gelegentlich in den Subalpinen Hochstaudenfluren (Adenostylion alliariae).

Echt-Seidelbast wird im Nationalpark Kalkalpen von der Ausbreitung der Laubwälder sicherlich profitieren. Vor Ausdunkelung infolge des dichteren Kronenschlusses muss ser sich nicht fürchten.