Die Geburt eines Urwaldes (Presse)

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Nationalpark Kalkalpen – Österreichs Waldnationalpark
Schutz seltener Waldtypen und Baumarten

Österreich ist zur Hälfte mit Wald bedeckt. Der Wald wiederum ist der artenreichste heimische Lebensraum. Der Erhaltung natürlicher und naturnaher Wälder kommt daher große Bedeutung zu, wenn man die Artenvielfalt in Österreich erhalten möchte.
Aber nur 3 % der österreichischen Wälder sind unbeeinflusst und können als „natürlich“ eingestuft werden. 22 % der Waldfläche Österreichs gilt als „naturnah“, das heißt der Mensch hat den Wald nur wenig verändert. Der überwiegende Teil der Waldfläche gilt als verändert bis stark verändert. Der heutige Waldzustand ist das Ergebnis Jahrhunderte langer vom Menschen verursachter Veränderungen. Hauptsächlich auf Grund der forstwirtschaftlichen Förderung der Fichte haben viele der Waldtypen große Flächen eingebüßt und gelten nun als gefährdet.
Der Wald ist Rohstofflieferant, Luft- und Wasserreinhalter und Schützer von Siedlungsgebieten. Der Wald muss aber auch vielfältiges Leben erhalten und schützen. Letzteres ist nur durch die Etablierung von großen Waldschutzgebieten, wie des Nationalpark Kalkalpen, dauerhaft möglich.

Der Wald ist das landschaftsprägende Element im Nationalpark Kalkalpen.

Der Wald hat sich an die kleinräumig wechselnden Umweltbedingungen wie Boden, Klima, Feuchtigkeit, Nährstoffgehalt angepasst: Etwa dreißig unterschiedliche Waldgesellschaften, charakterisiert vor allem durch unterschiedliche Baumarten und krautige Pflanzen, haben sich hier herausgebildet. Die weiteste Verbreitung weist der Buchen- und Fichten-Tannen-Buchenwald auf. Auf sonnigen Hängen tieferer Lagen finden sich besonders artenreiche Ausbildungen trockenwarmer Kalkbuchenwälder. Auch Fichtenwälder nehmen einiges an Fläche ein, wobei viele noch Reste der früheren forstwirtschaftlichen Nutzung darstellen. Kleinflächig treten noch Auwälder, Schneeheide-Kiefernwälder, Hochlagen-Berg-Ahorn-Buchenwälder und Hang- und Schluchtwälder mit Edellaubhölzern wie Berg-Ahorn, Berg-Ulme, Esche und Linde auf. Vereinzelt kommen auch Fichten-Tannenbestände, Lärchenwälder und Moorwälder vor. Die Wälder ihrerseits sind die Heimat von gefährdeten Baumarten wie Ulmen, Eiben und Stechpalmen.

Die kleinräumige Vielfalt dieser Landschaft bietet den Lebensraum für eine bunte Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, die anderswo bereits selten geworden sind. Der Nationalpark Kalkalpen verfolgt im Waldmanagement ganz eigenständige Naturschutz-Zielsetzungen. Waldumwandlung, Urwald, Totholz, Wildnis, Forststraßenauflassung, Dynamik, Nullnutzung. In der Wildniszone werden die Wälder des Nationalpark Kalkalpen nicht mehr bewirtschaftet und es entsteht ein enges Nebeneinander unterschiedlicher Waldtypen und Entwicklungsstufen. Von der Geburt bis zum Zerfall, denn die Lebenszyklen des Waldes sind der Motor der biologischen Vielfalt und wichtigste Lebensgrundlage.

Gerade im Umfeld des Nationalparks werden die forstlichen Maßnahmen oft mit Unverständnis und Besorgnis betrachtet. Doch alles dient nur einem höheren Ziel, der Entstehung eines neuen Urwaldes. Das sind intakte Wald-Lebensräume, die sich durch ungestörte Strukturen und Funktionsabläufe, eine hohe Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen, Widerstandsfähigkeit gegenüber biotischem und abiotischem Stress sowie eine weitgehend vielfältige Artenzusammensetzung auszeichnen. Kerngedanke für Nationalparks ist es, möglichst unverfälschte Natur zu schützen, Gebiete zu reservieren, in denen die Natur walten kann, ohne dass Menschen dazwischenregieren. Wildnisschutz mit einem Wort. Große Wildnisflächen gibt es aber streng genommen in West- und Mitteleuropa nur noch im Wattenmeer und in den höheren Lagen der Alpen. Und weil dem so ist, haben Nationalparks auch die Zusatzaufgabe, heilende, chirurgische Eingriffe einzuleiten: Pflegeschnitte, um den Rückweg zu natürlicher Wildheit zu erleichtern und auch ein wenig zu beschleunigen.
So wurden im Nationalpark Kalkalpen Fichtenforste aufgelichtet, damit sich wieder naturnaher Wald einwurzeln kann. Forststrassen und einige Jagdhütten wurden aufgelassen. Eingriffe dieser Art sind Wegbahnungen. Für eine Zukunft, in der die Natur aus eigener Kraft wieder wild und schön sein kann, sicher vor Verdrahtung, Austrocknung, Zernutzung, Zersiedelung und Abholzung.

Der Nationalpark Kalkalpen wird das internationale „Jahr der Wälder“ dazu nützen um über gefährdete Baumarten und aussterbende Waldtypen zu informieren.
Im Nationalpark Besucherprogramm 2011 wird der Wald die zentrale Rolle spielen. Erstmals werden auch geführte Touren zum Thema „Geburt eines Urwaldes“ angeboten.
Fixtermine: 14. Mai; 18. Juni; 12. Juli; 23. Juli, 27. August, 6. September und 4. Oktober;
Information und Anmeldungen:
Nationalpark Zentrum Molln, Tel. 07584/3651

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Urwald © Maythofer

  

 

 

Fototext: Urwald
Foto: © Nationalpark Kalkalpen/Erich Mayrhofer 

 

 

  Monokultur © Mayrhofer

 

 

Fototext: Monokultur
Foto: © Nationalpark Kalkalpen/Erich Mayrhofer

 

14.01.2011