Forschung

Nationalpark Mitarbeiter auf einer Urwaldfläche © Nationalpark Kalkalpen SieghartsleitnerDer Nationalpark Oö. Kalkalpen hat nationale und internationale Rahmenbedingungen zu erfüllen. Erstere werden in den Bestimmungen des Oö. Nationalparkgesetzes sowie in den entsprechenden Verordnungen zum Ausdruck gebracht. Darüber hinaus unterliegt das Gebiet auch der Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutz-Richtlinie der Europäischen Union. Im Jahre 2005 trat hierzu auch eine entsprechende Verordnung zum „Europaschutzgebiet Nationalpark Kalkalpen“ in Kraft. Als Prädikat und Verpflichtung sind schließlich auch die Anerkennung als Nationalpark durch die IUCN sowie die Ausweisung durch das Ramsar-Komitee als ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung („Karstwassergebiet“) zu sehen. Bei allen diesen nationalen und internationalen Rahmenbedingungen ist die Forschung als eine wesentliche Aufgabe dem primären Ziel des Gebietsschutzes zugeordnet. Die Nationalpark-Forschung hat wichtige Funktionen zu erfüllen: vorrangig ist sie Grundlage für das Nationalpark-Management. Eine Erfolgskontrolle von klar definierten Zielen des Managements bedarf der Grundlage von Monitoring-Programmen. Voraussetzung hierfür ist eine vorangehende Grundlagenerhebung von Arten, Lebensräumen und Umweltfaktoren. Die Verknüpfung von Forschungen unterschiedlicher Fachdisziplinen im Sinne einer ökosystemaren Betrachtung kann Erklärungen für die Ursache von Veränderungen liefern. Langfristige Veränderungen natürlicher Parameter in von menschlicher Nutzung weitestgehend freigehaltenen Gebieten können vorrangig in Nationalparken beobachtet werden. Und nicht zuletzt werden Erkenntnisse dieser Forschungstätigkeiten im Rahmen der Bildungsaufgabe des Nationalparks benötigt.

Aktuelle Forschung

Käfer_Rehschröter Platycerus_©_Weigand

Inventarisierung

Mit der Inventarisierung von Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensräume und Umweltbedingungen, stellt der Nationalpark seine Vielfalt an Schutzgütern und natürlichen Besonderheiten fest. Die im Freiland bewerkstelligte Kartierung folgt in einem Schutzgebiet vorgegebenen methodischen Standards und berücksichtig im Besonderen die Gesamtfläche. Die Daten werden zentral in digitalen Datenbanken (Artenverwaltungsdatenbank BioOffice, Wildtierdatenbank etc.) und flächenmäßig in einem Geoinformationssystem (GIS) verarbeitet. 

Ausgewählte Kartierungsprojekte im Nationalpark Kalkalpen

  • Moose der FFH-Richtlinie (2015-2017)
  • Biotopkartierung (1994-2012)
  • Fledermäuse (2007-2009) 
  • Brutvögel des Bergwaldes (v.a. Spechte, Eulen und Schnäpper) (2009 - 2011)
  • Raufußhühner (1999 - 2003) 
  • Fische (2000 - 2001)
  • Schmetterlinge der FFH-Richtlinie (2010 - 2011)
  • Nahrungsanalysen Steinadler (seit 2008) 
  • Käfer der FFH-Richtlinie 
  • Amphibien der FFH-Richtlinie (2011-2012)
  • Totholzkäfer zweier Urwaldverdachtsflächen (2010-2012)
  • Entwicklung der mobilen Bodenfauna auf Brandflächen (seit 2003) 
  • Dynamische Flächen im Nationalpark (2009 - 2010) 
  • Holzbewohnende Käferfauna (2011)
  • Weichtiere, speziell Endemiten (2012)
  • Die Käferfauna der Gebirgsau Große Klause (2012 - 2013)
  • Bestandmonitoring Eschenscheckenfalter (2012, 2013, 2015)
  • Die endemische und subendemische Käferfauna (2014 - 2014)
  • Schmetterlinge des Nationalpark Kalkalpen (2014)
  • Ersterfassung Wildbienen (2014)
  • Vegetationsökologische Erhebungen auf Wiesen und Almen 
  • Alte Obstsorten 

Monitoring

Fließgewässer-Monitoring im Nationalpark Kalkalpen© L. Felbauer 

Die dauerhafte Beobachtung („Monitoring“) des aktuellen Zustands, der Entwicklung und Veränderung von Arten, Biozönosen, Lebensräumen und Ökosystemen ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit eines Nationalparks. Da im Nationalpark ein möglichst ungestörter Ablauf der natürlichen Entwicklung erfolgen soll, bietet er auch ideale Räume für Langzeitbeobachtungen.

Die Praxis erfordert häufig eine wissenschaftliche Argumentationshilfe, entweder für konkrete Projekte wie z.B. laufende Bestandskontrollen bedrohter Arten oder als Grundlage für das Naturraum-Management. Primär dient die wissenschaftliche Forschung der Umsetzung der Schutzziele des jeweiligen Nationalparks und das Monitoring fungiert dabei als laufende Erfolgskontrolle. Durch ein Monitoring können negative Entwicklungen frühzeitig erkannt und etwaige Managementmaßnahmen effizienter gestaltet werden.

Neben der naturwissenschaftlich ausgerichteten Forschung haben auch Sozial,- Wirtschafts- und Geisteswissenschaften ihren Platz. Fragen nach der Akzeptanz eines Nationalparks in der Bevölkerung, Auswirkungen auf die Regionalentwicklung, auf kulturelle und politische Prozesse, die Entwicklung der Besucherströme etc. sind für die Entwicklung eines Nationalparks von Bedeutung.

Ausgewählte Monitoringprogramme im Nationalpark Kalkalpen

  • Bestandskontrolle zur Entwicklung des Fichtenborkenkäfers
  • Bestandskontrolle zur Entwicklung der Schalenwildbestände
  • Bestandskontrolle Waldverjüngung (Kontrollzäune)
  • Meteorologisches Programm: Klima und Wetter (seit 1993)
  • Integrated Monitoring – Langzeitmonitoring von Ökosystemen (seit 1993)
  • Zählung von Besuchern des Nationalpark Kalkalpen (seit 1995)
  • Karstquellen-Monitoring (seit 1995)
  • Naturrauminventur (seit 1996)
  • Monitoring und Bestandsstützung Luchs (seit 1999)
  • Management-Erfolgskontrolle Bachforelle (seit 2001)
  • Bestandskontrolle Auerhuhn (seit 2005)
  • Bruterfolgsnachweise Steinadler (seit 2008)
  • Bestandskontrolle Fischotter (seit 2009)

Forschungsschwerpunkte

Monitoring und Forschung © Sieghartsleitner

WASSER

BOTANIK

ZOOLOGIE

METEOROLOGIE

INTEGRATED MONITORING


Forschungsergebnisse

Der Nationalpark Kalkalpen dokumentiert und veröffentlicht laufend seine wissenschaftlichen Ergebnisse, dies auch in seiner „Schriftenreihe Nationalpark Kalkalpen“ sowie im Nationalpark Magazin „Vielfalt Natur“. 

Informationsplattform der Nationalparke in Österreich über Projekte, Daten und Publikationen: www.parcs.at 

Nationalpark Kalkalpen Wissensdatenbank bietet eine umfassende Sammlung an Berichten, Fachartikeln, Presseberichten, Broschüren und Kartenmaterial: http://wissensdatenbank.kalkalpen.at

Die Nationalpark Verwaltung kooperiert eng mit dem Biologiezentrum Linz (Oö. Landesmuseum). So werden viele Präparate aus dem Gebiet des Nationalparks im Museum sachgerecht in definierten Sammlungen abgelegt. Experten des Biologiezentrums bewerkstelligen taxonomische Bestimmungen und sichern die Daten in hauseigene Datenbanken (z.B. die Datenbank Zobodat zur Verwaltung von Tier- und Pflanzenarten, siehe www.zobodat.at). Zudem werden besonders viele Ergebnisse über den Nationalpark in der vom Biologiezentrum aufgelegten wissenschaftlichen Zeitschrift „Beiträge Naturkunde Oberösterreichs“ veröffentlicht.