927 Pflanzenarten (Gefäßpflanzenarten) wurden bisher durch die
Biotopkartierung im Nationalpark Kalkalpen nachgewiesen. Dies entspricht
etwa einem Drittel aller Pflanzenarten, die es in Österreich gibt! Viele dieser Arten sind bei uns bereits selten geworden und stehen auf der Roten Liste. 59 Arten sind durch das Oberösterreichische Naturschutzgesetz vollkommen oder teilweise geschützt.
Im Zuge der Biotopkartierung konnten insgesamt 14 der 18 in
Oberösterreich vorkommenden endemischen Pflanzenarten nachgewiesen
werden. Diese
Pflanzen werden als Endemiten bezeichnet, weil sie nur in einem
bestimmten, räumlich abgegrenzten Gebiet vorkommen. Bei den 18
oberösterreichischen Arten sind Nordostalpen-Endemiten gemeint. Sie alle
kommen ausschließlich vom Alpenostrand und Schneeberg im Osten bis zum
Salzkammergut im Westen vor.
Nach dem Orchideenspezialisten Kurt Redl wachsen 42 verschiedene Orchideen im Nationalpark Kalkalpen. Die
größte und wohl bekannteste Art ist dabei der Gelbe Frauenschuh. Dieser
seltenen Pflanzenart kommt besonderer Schutz zu. Sie ist eine der
wenigen Pflanzenarten im Nationalpark, die in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie im Anhang II geführt werden.
Bäume und Sträucher im Nationalpark Kalkalpen
Der Wald-Nationalpark Kalkalpen verfügt über eine außerordentlich
hohe Vielfalt an Holzgewächsen. Es gibt 32 Arten an Bäumen und über 50
verschiedene Straucharten zu entdecken. Bei den Bäumen entspricht dies
der Hälfte aller 65 Baumarten,
die es in Österreich gibt! An Sträuchern sind bisher beispielsweise
vier Arten an Heckenkirschen, sieben verschiedene wildwachsende Rosen,
wildwachsende Ribiseln und zwei Arten an Wacholdersträuchern
nachgewiesen. Unter den Sträuchern weist die im Frühjahr blühende Felsenbirne (Amelanchier ovalis) besonders attraktive Blüten auf.
Nadelbäume im Nationalpark Kalkalpen
Laubbäume im Nationalpark Kalkalpen
Buche |
Fagus sylvatica |
Bergahorn |
Acer pseudoplatanus |
Esche |
Fraxinus excelsior |
Bergulme |
Ulmus glabra |
Mehlbeere |
Sorbus aria |
Eberesche |
Sorbus aucuparia |
Grau-Erle |
Alnus incana |
Sal-Weide |
Salix caprea |
Lavendel-Weide |
Salix eleganos |
Großblatt-Weide |
Salix appendiculata |
Birke |
Betula pendula |
Spitz-Ahorn |
Acer platanoides |
Vogel-Kirsche |
Prunus avium |
Sommer-Linde |
Tilia platyphyllos |
Hainbuche |
Carpinus betulus |
Zitterpappel |
Populus tremula |
Winter-Linde |
Tilia cordata |
Stiel-Eiche |
Quercus robur |
Österr. Mehlbeere |
Sorbus austriaca |
Dirndlbaum |
Cornus mas |
Weißdorn |
Crataegus spec. |
Schwarz Erle |
Alnus glutinosa |
Weiße-Rosskastanie |
Aesculus hippocastanum |
Obstgehölze im Nationalpark Kalkalpen
Kultur-Apfel |
Malus domestica |
Kultur-Birne |
Pyrus communis |
Zwetschke |
Prunus domestica |
Es ist durchaus möglich, dass die ein oder andere bisher nicht
nachgewiesene Baumart auf der Nationalpark Fläche entdeckt wird! So
konnte im Rahmen der Biotopkartierung ein wilder Birnbaum aufgespürt
werden, bei dem es sich um die äußerst seltene Wild-Birne (Pyrus pyraster) handeln könnte.
Gefäßpflanzen im Nationalpark Kalkalpen

Blumen sind das Lächeln der Natur. Es geht auch ohne sie, aber nicht so gut. (Max Reger 1873 – 1916
Immer
wieder gibt es im Nationalpark entlang der Wanderwege schöne Blumen zu
bestaunen. Besonderen Blütenreichtum weisen dabei Alpine Rasen,
Mähwiesen und Almen auf. Aber auch an kargen Felsstandorten und im Wald
gedeihen prächtige Blütenpflanzen. Die Türkenbund-Lilie ist dabei wohl die auffälligste Blume in unseren Wäldern.
Artenliste Blütenpflanzen im Nationalpark Kalkalpen (Auswahl)
Gräser im Nationalpark Kalkalpen
Auf den Wiesen im Nationalpark Kalkalpen sind viele verschiedene Gräser
zu finden, wie zum Beispiel der hübsch anzusehende Goldhafer. Seine
goldgelbe Rispe mit den feinen Ährchen ist wie bei vielen anderen
Gräsern zur Blütezeit ausgebreitet um die Windbestäubung zu erleichtern.
Gräser breiten ihren Pollen in der Regel mit dem Wind aus und benötigen
daher keine bunten Blütenblätter um Insekten anzulocken.
Manche Grasarten haben sich auch an das Leben im Wald angepasst. Sie
vertragen Wildverbiss besser als Kräuter und Bäume, da sich ihre
Wachstumszonen dicht über den Wurzeln und nicht an den Triebspitzen
befinden. Ein sehr auffälliges Sauergras an feuchten Stellen im Wald ist
die Hänge-Segge. Als größte heimische Segge bildet sie 2 cm breite Blätter aus und kann bis zu 2 Meter hoch werden.
Farne im Nationalpark Kalkalpen
Die Farne gehören zu den ältesten Landpflanzen und haben vor langer Zeit
zusammen mit den Bärlappen und Schachtelhalmen riesige Wälder gebildet.
Auf den ersten Blick sehen sich alle Farnpflanzen recht ähnlich, doch
sie unterscheiden sich in der Fiederung der Blätter und der Form der
sogenannten „Sori“. Das sind kleine Sporenhäufchen auf der
Blattunterseite, die zur Ausbreitung dienen. Da Farne gut an schwache
Lichtverhältnisse angepasst sind und für ihre Fortpflanzung feuchte
Bodenverhältnisse benötigen, sind sie häufig in schattigen Wäldern zu
finden.
In den Schluchtwäldern des Nationalpark Kalkalpen wächst gerne der attraktive Hirschzungenfarn.
Ein eher untypischer Farn, denn seine Blätter sind nicht gefiedert
sondern ganzrandig. An günstigen Standorten können seine zungenförmigen
Blätter bis zu einem Meter lang werden!
Moose im Nationalpark Kalkalpen

Wer sich schon einmal auf weiche Moospolster gesetzt und sich danach
über nasse Flecken geärgert hat, dem ist eine beeindruckende Eigenschaft
des Mooses nur zu gut bekannt: die Fähigkeit zur Wasserspeicherung. Die
Meister der Wasserspeicherung, Torfmoose, können sogar die 30-fache
Menge an Wasser speichern. Weil Moose aber über keinen
Verdunstungsschutz wie höhere Pflanzen verfügen, wachsen sie gerne an
feuchten und schattigen Standorten. Es gibt zahlreiche Moose, die
Altbäume und Totholz als Lebensraum nutzen. Manche sind sogar darauf
angewiesen und gelten damit als ein Zeichen naturnaher Wälder!
Das Grüne Gabelzahnmoos (Dicranum viride) ist ein akrokarpes Laubmoos,
dessen ca. 2 cm große Stämmchen dunkelgrüne, dichte Polster bilden. Die
Art vermehrt sich fast ausschließlich vegetativ durch abbrechende
Blattspitzen. Diese werden überwiegend durch den Wind verbreitet. Das
Grüne Gabelzahnmoos wächst als Epiphyt vorwiegend an der Stammbasis von
Laubbaumen (vor allem Buche) bis in einer Höhe von etwa 2-3 m. Die gefährdete Moosart ist durch die FFH-Richtlinie europaweit
geschützt. Das Grüne Gabelzahnmoos hat im Nationalpark Kalkalpen in
Bezug auf Österreich als auch auf ganz Europa einen seiner
Verbreitungsschwerpunkte. Die Populationen im Nationalpark Kalkalpen
gehören nach heutigen Stand des Wissens zu den bislang größten bekannten
Populationen dieser Art, zumindet in Österreich. (Zechmeister et al.
2017)

Das Grüne Koboldmoos (Buxbaumia viridis)
ist ein winziges, akrokarpes Laubmoos, und ebenfalls durch die
FFH-Richtlinie geschützt. Die eigentliche Moospflanze (der Gametophyt)
ist unscheinbar und mit freiem Auge kaum sichtbar. Ohne seinen relativ
großen bis zu einem cm hohen Sporophyten wäre die Art im freien Gelände
kaum erkenn- und bestimmbar. In optimaler Reife ist die Kapsel des
Sporophyten rein grün bis bräunlich-grün, elliptisch, relativ
unsymmetrisch und schräg oder fast horizontal gestellt. Das kurzlebige
und konkurrenzschwache Moos wächst vorwiegend auf morschen Baumstümpfen
und fauligem Totholz von Nadel-, seltener auch Laubbäumen.
Im Nationalpark Kalkalpen sind die Bestände von Buxbaumia viridis
zahlreich und groß. Daher ist der Nationalpark aktuell ein wichtiges
Refugium für diese Art und dementsprechend bedeutend für dessen
Erhaltung. Langfristig werden aber mit zunehmender natürlicher
Veränderung der Waldgesellschaften die Bestände rückläufig sein.
(Zechmeister et al. 2017)

Das Kärntner Spatenmoos (Scapania carinthiaca)
ist die dritte im Nationalpark vorkommende FFH-Moosart und sicher auch
die seltenste. Die Art ist mit freiem Auge kaum sichtbar und bevorzugt
mäßig zersetztes Totholz in der Nähe von Bächen.
Scapania carinthiaca war bislang in OÖ nur aus dem Nationalpark
Kalkalpen bekannt. Der Erstfund für das Bundesland stammt von
Schlüsslmayr (2005) aus der Haselschlucht. Im Rahmen des
FFH-Moos-Projektes (Zechmeister et al. 2017) konnte die Arte dreimal
wiedergefunden werden. Die getätigten Neufunde bereichern die Anzahl der
Fundpunkte im Nationalpark und somit im Bundesland deutlich. Dies zeigt
die Bedeutung des Nationalparks für die Erhaltung dieser Art, zumindest
in OÖ. Mit Ausnahme von Kärnten gibt es für die anderen Bundesländer
nur ganz wenige neuere Fundmeldungen (Köckinger 2017).

Das Weiche Kamm-Moos (Ctenidium molluscum)
ist typisch für kalkreiche Buchenwälder und eine sehr häufige Art im
Nationalpark Kalkalpen. Es bildet dichte Polster aus kleinen
Einzelpflanzen.
Projetk zur Erfassund der FFH-Moose im Nationalpark Kalkalpen
Bärlappe im Nationalpark Kalkalpen

Wenn man Vertreter dieser Gruppe beim Wandern entdeckt und nicht
genauer hinsieht, könnte man leicht meinen, man hätte ein Moos vor sich.
Denn nicht nur das Erscheinungsbild ist ähnlich, sondern sie können
ebenfalls auf der Oberfläche von Steinen und Baumrinden auftreten. Doch
im Gegensatz zu den Moosen besitzen die Bärlappe echtes Stütz- und
Leitgewebe und gehören somit - wie die Farne und Samenpflanzen - zu den
Gefäßpflanzen.
Der Mensch hat sich der Heilkräfte verschiedener Bärlapparten schon seit
langer Zeit bedient. Auf Wunden gestrichen, hat das Sporenpulver des Keulen-Bärlapps (Lycopodium clavatum)
eine kühlende und schmerzlindernde Wirkung. Den meisten ist das gelbe
Sporenpulver aber wahrscheinlich aus diversen Zaubershows bekannt, denn
es enthält viele ätherische Öle und ist dadurch leicht entzündlich.
Bringt man es mit Feuer in Berührung, kann man damit tolle
Flammeneffekte erzielen.
Im Nationalpark Kalkalpen kommen 5 verschiedene Bärlapparten vor, der häufigste unter ihnen ist der Schlangen-Bärlapp (Lycopodium annotinum). Sein Name rührt wahrscheinlich daher, dass seine oberirdischen, kriechenden Sprossen bis zu einem Meter lang werden können.
Artenliste Moose im Nationalpark Kalkalpen