GEO-Tag der Artenvielfalt, 255 Schmetterlingsarten in der Nacht

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Die naturnahen Wälder des Nationalpark Kalkalpen, mit reichlich Totholz und den unverbauten Bächen lockten gleich eine Reihe von renommierten Experten zum GEO-Tag der Artenvielfalt in den Rettenbach im südlichen Sengsengebirge. Der Schwerpunkt der untersuchten Organismen lag bei den Schmetterlingen, Käfern, Wasserinsekten, Weichtieren und Pilzen. Letztere spielen im Abbau von organischem Material eine essentielle Schlüsselrolle, dies sowohl am Land als auch am Wasser, und sind gleichzeitig wiederum auch wichtiger Lebensraum und Nahrungsquelle für seltene und bedrohte Kleintiere. Dass der Nationalpark Kalkalpen nicht umsonst als eine der artenreichsten Gegenden Oberösterreichs und darüber hinaus gilt, wurde im Rahmen des GEO-Tages der Artenvielfalt jedenfalls eindrucksvoll bewiesen.
Manche der Forscher wie der Schmetterlingsforscher Dr. Peter Huemer vom Landesmuseum in Innsbruck oder der Totholzkäferspezialist Dr. Manfred Kahlen waren wegen des prognostizierten Schlechtwettereinbruches am GEO-Tag schon früher angereist, was sich auszahlte. Zwar konnten im regnerischen und kalten Wetter kaum Tagfalter gefunden werden, dafür erwies sich der letzte laue Abend vor Kaltfrontdurchzug als extrem vielfältig. „Allein im Bodinggraben wurden nicht weniger als 255 Schmetterlingsarten in einer einzigen Nacht beobachtet, ein Rekordwert für den Mai nicht nur im Nationalpark sondern überhaupt in Österreich“, berichtet Dr. Peter Huemer bei der abschließenden Präsentation der GEO-Tag Ergebnisse in der National Park Lodge Villa Sonnwend. Forscher hatten allerdings bis zum Morgengrauen auszuharren um alle Falter registrieren und bestimmen zu können. Zunehmend selten werdende Waldarten wie der Gelbe Hermelin oder der Ligusterschwärmer wurden ebenso angelockt wie ingesamt 4 Neufunde für den Nationalpark Kalkalpen. Hervorzuheben ist vor allem die erstmalige Entdeckung des Kleinschmetterlings Coleophora hieronella für Oberösterreich, aber auch attraktive Arten wie der Langhornfalter Nemophora ochsenheimerella finden sich unter den bemerkenswerten Funden. Tausende angelockte Nachtfalter belegen grundsätzlich eine weitgehend intakte und schutzbedürftige Umwelt, die noch nicht unter der in Siedlungsgebieten ausufernden künstlichen Beleuchtung leidet.

Die exakte Artenzahl der am GEO-Tag beobachteten Arten wird erst in einigen Wochen feststehen, denn viele der gesammelten Kleintiere und Pilze bedürfen noch einer mikroskopischen Art-Bestimmung. Die 6 Experten der mykologische Arbeitsgemeinschaft Oberösterreichs konnten trotz der zuvor sehr langen Trockenperiode über 40 Pilzarten bestätigen. Die nächtliche Fledermausfangaktion musste wegen des Wettereinbruches abgebrochen werden.

28.05.2011