Zu den Hirschen im Bodinggraben

Mit Heu wird dem Rotwild über den Winter geholfen © Stöger

Im Nationalpark Kalkalpen lockt die Winterfütterung das Rotwild an. Ein Angebot, das auch Naturliebhaber anzieht. Hier kommen sich Rotwild und Mensch ganz nah. Betreut wird die Fütterungsstelle vom ÖBF Mitarbeiter und Nationalpark Ranger Michael Kirchweger.
„ Ein besonders schlaues Tier ist  der Seppl, der alte Hirsch“, erzählt Michael Kirchweger. Michael und Hirsch Seppl kennen sich schon lange und im Lauf der Jahre sind sie auf ihre Art Freunde geworden. Anfangs halten sich die Hirsche, Tiere und Kälber oben im Wald versteckt, doch wenn die Rüben und das Heu ausgelegt sind wird es kein Halten mehr geben. Als Erster wagt sich meist Althirsch Seppl aus dem Dickicht. Seit 2012 hat er ein weithin sichtbares grünes Halsband mit einem Sender um. Er ist einer von mehreren Hirschen die an einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Nationalpark Kalkalpen, der Österreichischen Bundesforste  und der Universität für Bodenkultur Wien teilnehmen. Durch die Signale des Senders werden die Wanderbewegungen der Hirsche aufgezeichnet. Die Erkenntnisse sollen dazu dienen, das Wildtiermanagement im Nationalpark zu optimieren. Nach Seppl trauen sich weitere Hirsche vom Gegenhang zum Futterplatz. Bald ist auch bei den anderen die Angst gebrochen, der Hunger siegt und der große Run zu den Heuraufen beginnt.
Vom 2. Jänner bis Anfang März  haben Nationalpark-Besucher die Möglichkeit, in Begleitung von Michael Kirchweger durch den winterlichen Bodinggraben zu wandern, um die Hirsche bei der Fütterung zu erleben. Auf gut geräumtem Weg erreicht man in einer halben Stunde Gehzeit eine temperierte Beobachtungsplattform. Damit man die Kälber, Kühe und Hirschen noch besser beobachten kann, stellt der Nationalpark Kalkalpen Ferngläser zur Verfügung. Geführte Touren zur Rotwildfütterung werden jeweils von Donnertag bis Sonntag angeboten.
Für Gruppen ab 12 Personen ist dieses Wintererlebnis auf Anfrage jederzeit buchbar und auch der Wirt im Jagahäusl hält dann seine warme Stube wochentags gegen Voranmeldung offen.  

Information und Anmeldung
im Nationalpark Zentrum Molln, Telefon + 43 (0) 75 84/36 51
Mehr Informationen zur geführten Tour 

Energie sparen im Winter
Die Rothirsche sind für den klirrend kalten Winter von Natur aus gerüstet. Die Veterinärmedizinische Universität in Wien konnte nachweisen, dass Hirsche in den kältesten Nachtstunden die Temperatur in peripheren Körperteilen von 35 Grad Celsius Normaltemperatur auf 15°C absenken. Dabei verlangsamt sich die Herzschlagrate um 50 Prozent. Die Nahrungsfülle im Herbst mit Bucheckern und Pilzen ermöglicht das Wachstum eines dichten Winterfells und verbessert die Isolation durch Einlagerung von Fettreserven. Außerdem verbessert der Rothirsch seinen Kälteschutz durch dunklere Fellfärbung und Sträuben der Haare. Die Hirsche sparen zusätzlich Energie, vermeiden anstrengende Bewegung, schlafen und rotten sich in Hirschrudeln zusammen. Außerdem verändert sich ihr Verdauungssystem, indem sich Magen und Teile des Darms verkleinern. Gleichzeitig reagiert der Körper mit längeren Verdauungszeiten auf die geringere Nahrungsqualität.

Pressetext
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Mit Heu wird dem Rotwild im Nationalpark Kalkalpen über den Winter geholfen © Sieghartsleitner

Bildtext: Wenn das Heu ausgelegt ist, versammeln sich bis zu achtzig Stück Rotwild an den Raufen im Bodinggraben. 

Foto: © Sieghartsleitner

19.12.2013