Unser Weg zur Waldwildnis
Hinter zerklüfteten Schluchten haben sich Urwälderreste in verborgenen Tälern gehalten. Heute sind sie Kernstücke ungeahnter Vielfalt, Gen-Reservoir und Rückgrat des Nationalparks Kalkalpen.
Vielfalt durch Alt- und Totholz
An Steilhängen, Graten sowie in Schluchten treten artenreiche Bergwald-Gesellschaften auf. Diese sind, gemeinsam mit einigen Urwaldresten, Motor einer ungeahnten biologischen Vielfalt geworden. In den schneereichen Wintern 2004/05 und 2005/06 weiteten sich die Lawinenbahnen enorm aus. An deren Rändern sowie beim Lawinenkegel wurden Fichten durch Luftdruck geknickt, ein massiver Borkenkäferbefall folgte.
Damit konnte der ohnehin überhöhte Fichtenanteil reduziert und die Zerfallsphase einzelner Fichtenwälder eingeleitet werden.
Auch die Stürme Kyrill (2007), Emma und Paula (2008) setzten den Wäldern beträchtlich zu. In Abhängigkeit vom maximalen Lebensalter der Baumarten, vom Einfluss elementarer Prozesse und der natürlichen Sukzession entsteht eine mosaikhafte Verteilung unterschiedlicher Waldphasen. Das „Wald-Zyklus-Modell“ wird auf engem Raum nachvollziehbar. Die traditionelle Forstwirtschaft erntet Bäume in der Optimalphase und entnimmt sie dem Wald. Der Nationalpark Kalkalpen gönnt den artenreichen Wäldern mit der Alters- und Zerfallsphase eine zweite Lebenshälfte. Davon profitieren nicht nur Pilze und Schwämme, sondern auch Käfer, Spechte, Fledermäuse und viele andere Arten. Mehr als ein Viertel der heimischen Tierarten benötigt stehendes und liegendes totes Holz von mindestens 30 Festmeter pro Hektar. 200-jährige Tannen beherbergen über 250 verschiedene Tierarten mit über 2.000 Individuen.
Neue Lebensräume durch natürlich Prozesse
Stürme, Schneedruck, Lawinen, Hochwässer, Wildverbiss, Borkenkäferbefall - all diese Ereignisse verändern die Landschaft und die Lebensräume. Sie sind der Motor der dynamischen Entwicklung und bringen nach der "Zerstörung" unaufhaltsam neues Leben mit sich.
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