Aktuelle
Forschungsprojekte

IM NATIONALPARK KALKALPEN

Schwarzflügeliger Käfer mit orangem Nackenschild
Rothalsiger Düsterkäfer auf Totholz ©Erich Weigand

Erfassung der Moose der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Kartierung Burtvögel des Waldes

Kartierung Käfer der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Kartierung Schmetterlinge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Manusskript Schmetterlingsbuch

Totholzkäfer zweier Urwaldverdachtsflächen (Diplomarbeit)

Nahrungsanalysen und Bruterfolg des Steinadlers

Kartierung Amphibien der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Vegetationsdynamik auf den Brandflächen am Hagler (Diplomarbeit)

RapidEye Machbarkeitsstudie zur automatisierten Abschätzung von Windwurf- und Totholzflächen im Nationalpark Kalkalpen

SicALP Interreg Projekt zur Standortsicherung im Kalkalpin

DICE Climate sensitivity of disturbance regimes and implications for forest ecosystem Management

Logo Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
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Nahaufnahme vom Grünen Koboldmoos
Grünes Koboldmoos ©Harald Zechmeister

Erfassung FFH-Moose im Nationalpark Kalkalpen

Im Rahmen des von Land OÖ und EUgeförderten Programmes LE 14-20 konnte von 2015 bis 2017 eine erstes Projekt zur Erfassung der FFH-Moose im Nationalpark Kalkalpen umgesetzt werden.

Hauptzielsetzung des Projektes war es, im Gebiet des NP Kalkalpen zu erwartende FFH-Arten selektiv zu suchen und zu dokumentieren sowie ihre Populationsstruktur zu erfassen. Daraus ableitend sollte die potentielle Verbreitung dieser Arten analysiert werden. Erfahrungen aus der Kartierung sollten Basis für eine erste Einschätzung des Erhaltungszustandes sowie für die Bedeutung des Gebietes für die jeweilige Art sein. Weiters sollten punktuell andere Totholzmoose erfasst werden.

Im Zuge der Untersuchung konnte das Grüne Gabelzahnmoos (Dicranum viride) an 151 Stämmen (17 Flächen) in teilweise fast Quadratmeter großen Populationen gefunden werden. Die Art wuchs entweder auf Totholz oder auf lebender Buche in der Nähe von Gewässern. Die maximale Entfernung vom Gewässer hing von der Schüttung der Bäche und der Exposition der Flächen ab. N-Expositionen wurden bevorzugt. An zwei Standorten wurde die Art auch mit Sporophyten gefunden, ein Umstand der in der Literatur als extrem rar angegeben wird. Dicranum viride hat im Nationalpark Kalkalpen sicherlich einen seiner wichtigsten Verbreitungsschwerpunkte in Österreich. Es ist damit zu rechnen, dass die tatsächlichen Vorkommen sogar noch größer sind, da keine flächendeckende Untersuchung aller Vorkommen durchgeführt wurde, sondern der Fokus der Arbeiten auf der Entwicklung einer adäquaten Verbreitungshypothese lag.

Das Grüne Koboldmoos (Buxbaumia viridis) wurde auf 43 Tothölzern in 14 Flächen gefunden. Die Anzahl der Sporophyten pro Totholz lag zwischen einem und mehr als zwanzig. Zumeist wuchs die Art auf liegendem Totholz, bisweilen auch auf Strünken, primär von Fichte, seltener von Lärche. Die mittlere Zersetzung des Totholzes war mäßig bis stark. Die Art bevorzugt weniger feuchte Standorte als Dicranum viride, zumeist Tothölzer über humosen Böden. Die mittlere Seehöhe der Vorkommen (1100 m) lag fast 400 m über jenen von Dicranum viride, was primär auf die Verbreitung von Fichte und Lärche zurückzuführen ist. Vorkommen in höheren Lagen, welche nicht untersucht wurden, wären Ziel weiterführender Untersuchungen. Ein Wiederholungsmonitoring im Jahr 2017 auf zwei Flächen, die 2016 besonders reichliche Vorkommen zeigten, unterstrich die Kontinuität der Vorkommen der 4 Arten im Folgejahr, obwohl 2017 deutlich trockener war als 2016. Aktuell scheint die Art aufgrund des reichlich vorhandenen Totholzes eher ausbreitungs- als habitatlimitiert. Langfristig, wenn sich ein natürlicher Baumbestand mit Dominanz der Buche in den tieferen Lagen etabliert, kann mit einem leichten Rückgang der Art gerechnet werden. Weitere Untersuchungen zur Verbreitungsbiologie und Ökologie der Art sollten dies abklären.
Das Kärntner Spatenmoos (Scapania carinthiaca) konnte in drei Flächen auf mäßig zersetztem Totholz gefunden werden. Die Tothölzer lagen alle direkt an Bächen, die Art scheint Überschwemmungen zu brauchen. Sie ist die mit Abstand seltenste der Zielarten, drei neue Vorkommen sind bemerkenswert.

Insgesamt kann gesagt werden, dass der Nationalpark Kalkalpen ein wichtiges Refugium für das Überleben aller drei FFH-Arten in Österreich darstellt. Darüber hinaus konnten trotz nur punktueller Aufnahmen 59 weitere Moosarten auf Totholz gefunden werden, darunter sehr seltene Arten wie Scapania apiculata und Scapania scapanoides, was die Bedeutung des Nationalpark Kalkalpen für die Erhaltung generell seltener Arten auf Totholz deutlich unterstreicht.

In einem weiterführenden Projekt, das 2018-2020 durchgeführt wird, sollen weitere Wissenslücken geklärt werden. So ist weitgehend unbekannt, welchen Einfluss Luftschadstoffe auf die FFH-Moose im Nationalpark Kalkalpen haben. Bei der Ausbreitungs- und Autökologie des Grünen Koboldmooses (Buxbaumia viridis) tappen die Experten weiterhin im Dunkeln. Detaillierte Untersuchungen sowie die Installation eines Monitorings sollen hier eine bessere Kenntnis der Biologie dieser Art bringen und damit auch zur Sicherung es günstigen Erhaltungszustandes beitragen. Auf das Kärntner Spatenmoos (Scapania carinthiaca), für den der Nationalpark ebenfalls ein Zentrum der Verbreitung darstellt, soll einem Monitoring unterworfen werden.

Der gesamte Endbericht ist unter diesem Link nachzulesen:

Grauspecht sitzt auf einem Buchenstamm.
Grauspecht ©Herfried Marek

Kartierung der EU-relevanten Brutvögel des Bergwaldes

Projektziel ist die Erhebung der Brutvogelarten des Anhanges I der Vogelschutzrichtlinie auf sieben repräsentativen Probeflächen im Nationalpark Kalkalpen. Die zu kartierende Gesamtfläche beläuft sich auf etwas mehr als 20% der rund 16.000 ha großen Waldfläche im Nationalpark. Zu den Hauptzielarten zählen der Weißrückenspecht, Dreizehenspecht, Raufußkauz, Sperlingskauz und der Zwergschnäpper. Vorrangarten sind weiters der Halsbandschnäpper, Grauspecht und Schwarzspecht. Bei diesen genannten Arten erfolgt eine detaillierte Revierkartierung. Mit erhoben werden auch alle übrigen Schnäpper-, Eulen- und Spechtarten, zusätzlich werden alle Nachweise weiterer seltenen und/oder gefährdeten Vogelarten (Raufußhühner, Greifvögel, Waldschnepfe und weitere Arten) dokumentiert.

Im zweiten Kartierungsjahr (zwischen Ende März und Anfang Juni 2010) wurden mittels rationalisierter Revierkartierung auf den drei Probeflächen Feichtau (488 ha, 3 Begehungen), Große Schlucht (308 ha, 4 Begehungen) und Holzgraben (520 ha, 3 Begehungen) Schnäpper, Eulen und Spechte erfasst. Die Kartierungen sind in Form von zweitägigen Simultanzählungen, großteils mit Übernachtungen im Gebiet, durchgeführt worden. Vier bis sechs, teilweise mit Tourenschi oder Schneeschuhen und schweren Rucksäcken ausgerüstete Personen, verteilten sich dabei auf der Fläche. Um Doppelzählungen zu vermeiden und zur besseren Revierabgrenzung bei den Arten, wurde mittels CB-Funkgeräten und Handys Kontakt gehalten.  

Die bisherigen Ergebnisse deuten auf sehr gute Bestände der beiden Schnäpperarten hin, wobei die Ornithologen der Population im Nationalpark bereits jetzt eine oberösterreichweite Bedeutung zumessen. Sehr erfreulich ebenfalls der bereits erwartete und nun wissenschaftlich bestätigte gute Bestand vom Weißrückenspecht, während jener des Dreizehenspechts durch die aktuelle Borkenkäfer-Massenentwicklung deutlich erhöht sein dürfte.

 

Schwarzbraun gefärbter Käfer mit Horn am Kopf krabbelt über Totholzstamm
Kopfhornschröter ©Erich Weigand

Totholzkäfer zweier Urwaldverdachtsflächen

Diplomarbeit „Holzbewohnende Käferfauna in Urwald-Verdachtsflächen“

Auf dem Lebensraum Holz angewiesene (xylobionte) Käfer spielen neben holzbesiedelnden Pilzen beim Abbau von Totholz eine entscheidende Rolle. Die Lebensweise sowie ihre hohe Artenzahl, die empfindlichen Reaktionen auf Veränderung im Lebensraum, machen xylobionte Käfer zu einer Schlüsselgruppe für eine Reihe von Fragestellungen im Bereich des Naturschutzes. Im Rahmen dieser Diplomarbeit von Andreas Eckelt (Universität Innsbruck, Institut für Zoologie, Email: andreas.eckelt@student.uibk.ac.at) wird erstmals die an Totholz gebundene Käferfauna im Nationalpark Kalkalpen mittels wissenschaftlichen Methoden untersucht, um das lokale Artenspektrum zu erheben und den Wert dieser Flächen in Bezug auf Habitattradition und Strukturqualität zu bemessen. Ziel dieser Arbeit ist es Erkenntnisse über die Biologie der einzelnen Arten, ihre Naturschutzrelevanz und ökologische Bedeutung für den Wald zu gewinnen.

Die Freilandarbeiten konnten wie geplant im Jahr 2010 (Mai-Oktober) durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen werden. Der Einsatz von Fensterfallen garantiert eine schonende Aufsammlung und gewährleistet einen direkten Vergleich mit vorliegenden Studien, so speziell auch mit der fundierten Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald.

Das Probenmaterial aus 10 Fensterfallen ist mittlerweile ausgewertet und die Käferfauna bereits großteils determiniert. Bislang konnte die unerwartet hohe Zahl von mehr als 280 Arten festgestellt werden, davon 153 Arten im laubwalddominierten Bestand (700-800 m Seehöhe) und 159 Arten im Fichten-Buchen-Mischwald (1300-1400 m Seehöhe). Darunter auch gleich mehrere ausgesprochen seltene Urwaldreliktarten sowie auch der Erstnachweis vom Scharlach-Plattkäfer (Cucujus cinnaberinus, Anhang II, FFH-RL) im Nationalpark. Die Mehrzahl der so genannten Reliktarten sind weder von einer bestimmten Waldgesellschaft, noch von einer einzelnen Baumart abhängig. Vielmehr sind es ganz spezielle Milieufaktoren, welche von vielen verschiedenen Variablen bestimmt werden. Nur durch das richtige Zusammenspiel von Temperatur, Licht, Meereshöhe, Relief, Boden, Feuchtigkeit, der richtigen Totholzdimension und viel Zeit, entstehen die geeigneten Milieubedingungen, die diese Arten voraussetzen. Dies trifft auch auf viele andere Xylobionte zu. Ihre hohen Ansprüche machen sie somit zu einem guten Indikator für die Bestimmung des Naturnähegrades eines Waldgebiets. So ist nur durch ein reichhaltiges Nischenangebot und der zeitlichen Vernetzung (Totholztradition) ein Überleben solcher Spezialisten möglich. Diesen Bedingungen begegnen wir heute nur mehr auf wenigen isolierten, meist in unzugänglichen und damit wirtschaftlich unrentablen Flächen. Solche Wälder stellen aber die letzten Refugien für diese Arten dar. Dadurch erhalten solche Flächen auch einen besonderen naturschutzfachlichen Wert. Denn nur hier kann man noch ein einigermaßen naturnahes Bild zeichnen, über welches man das Funktionieren sowie die Nachhaltigkeit der Maßnahmen des Naturschutzes zur Erhaltung der Vielfalt in unseren Wäldern prüfen kann. Die bisherigen Ergebnisse belegen bereits die teils sehr naturnahen, urwald-ähnlichen Waldbestände im Nationalpark Kalkalpen.

Eschen-Scheckenfalter auf einem Blatt.
Eschen-Scheckenfalter ©Herfried Marek

Kartierung Schmetterlinge der FFH-Richtlinie

Auf Basis der Projektplanungsgrundlage (Moitzi & Weigand, Dez. 2009) erfolgte im Frühjahr 2010 eine in Absprache mit der Naturschutzabteilung (Linz, Dr. A. Schuster) vorgenommene Ausschreibung und folgende Beauftragung des renommierten Schmetterlingsexperten-Teams Mag. Dr. Patrick Gros (Salzburg), Dr. Matthias Dolek (Bayern) und Mag. Dr. Martin Schwarz (Kirchschlag, OÖ). Die detaillierte Planungsgrundlage der Nationalpark Verwaltung mit mehr als 24.000 dokumentierten Schmetterlingsfunden (Macrolepidoptera) ermöglichte die Eingrenzung auf 5 (6) Untersuchungsgebiete und bedingt somit eine deutliche Kostenreduzierung der Freilandaufnahmen.

Im ersten Jahr der Untersuchung wurden über 700 Datensätze zu beinahe 100 Schmetterlingsarten an 95 verschiedenen Fundorten des Nationalpark Kalkalpen gesammelt. Darüber hinaus gelangen bereits wichtige Erkenntnisse über die aktuelle Lage der Hauptzielarten im Nationalpark: Die vermutlich wichtigste (und wahrscheinlich auch einzige) Population vom Eschen-Scheckenfalter (auch Kleiner Maivogel genannt) im Nationalpark konnte bereits recht genau abgegrenzt werden: Hinsichtlich des Goldenen Scheckenfalters (auch Skabiosen-Scheckenfalter genannt) sind die vorhandenen, potenziellen Habitate (v. a. im Bereich der Puglalm) derzeit nicht besiedelt, wobei die Art im Nationalpark derzeit leider als verschollen anzusehen ist. 2011 wird versucht, ein eventuelles Vorkommen der alpinen Unterart zu klären.

Sämtliche, weitere EU-geschützte Arten wurden 2010 im Nationalpark beobachtet. Der Apollo konnte in einem typischen Habitat gesichtet werden, nicht aber in der für diese Art vorgesehenen Untersuchungsfläche. Der Schwarze Apollofalter besitzt ein gutes Vorkommen, wo 2011 die Habitatansprüche näher untersucht werden sollen. Der Thymian-Ameisenbläuling konnte auf Almen angetroffen werden, wo auch typische Larvalhabitate vorgefunden wurden. Der Gelbringfalter ist eine diskrete (kurze Flugzeit), aber vermutlich häufige und eine sehr charakteristische Art des Nationalpark Kalkalpen, die in sehr lichten Waldbereichen mit gut entwickelter Krautschicht auf eher mageren Böden oft beobachtet wurde. Die Spanische Flagge (auch Russischer Bär genannt) wurde in den offenen Waldbereichen des Nationalparks zu ihrem späten Flugzeitpunkt regelmäßig gesichtet, wobei anzunehmen ist, dass es sich um eine im Nationalpark verbreitete und häufige Art handelt.

Diese Erkenntnisse bilden eine bereits solide Basis für die geplanten, weiteren Schritte der Untersuchung, die uns letztendlich zu deren eigentlichen Zielen (Bewertung des Erhaltungszustandes der Populationen, Auswahl von Monitoringflächen, Einbeziehung von Parametern der Biotopkartierung und der Naturrauminventur, Managementvorschläge) führen werden.

Flugbild zeigt Steinadler mit breit ausgestreckten Schwingen am wolkenlos blauen Himmel
Steinadler © Roland Mayr

Steinadler Nahrungsanalysen und Bruterfolg

Die 11 bekannten Steinadler-Horste werden seit 2007 jährlich auf Bruterfolg kontrolliert, mit besonderer Berücksichtigung jener in der Borkenkäfer-Managementzone. Während im Jahr 2008 gleich drei und im Jahr 2009 kein besetzter Horst bestätigt werden konnte, war im Jahr 2010 zumindest ein bekannter Horst im Hintergebirge wieder belegt und der Jungvogel ist auch nachweislich flügge geworden. Im Jahr 2011 gibt es ebenfalls einen sicheren Bruterfolgsnachweis: im Gebiet Größtenberg West wurden zwei Altvögel mit einem Jungvogel im Flug und mit Bettelrufen beobachtet. Das Revier Sengsengebirgs-Südseite war in den beiden Jahren 2010 und 2011 ebenfalls besetzt, ein sicherer Bruterfolg konnte jedoch nicht erbracht werden.

Anfang September 2011 sind mit alpinistischer Unterstützung durch den Sierninger Höhlenverein die Großnahrungsreste aus den besetzten Horsten eingesammelt worden. Die Nahrungsreste wurden nachfolgend von Jürgen Plass (Biologiezentrum Linz) wissenschaftlich determiniert (siehe Abbildung). Fachlich begleitet wird das Steinadler-Programm durch den Ornithologen Konsulent Norbert Pühringer. Die aktuellen Daten stärken das bisherige Ergebnis, nämlich dass der Steinadler im waldreichen Gebiet des Nationalpark Kalkalpen grundsätzlich ein sehr breites Nahrungsspektrum nutzt und im Besonderen auf junge Gämsen fokussiert ist. Im Vergleich zum zentralen Alpenraum liegt demnach ein gravierender Unterschied vor, denn dort schlägt der Adler vorzugsweise Murmeltiere.

Nahrungsreste aus einem Steinadlerhorst wie Knochen und Federn sind sortiert und beschriftet
Nahrungsreste Steinadler ©Erich Weigand
Gelbbauchunke im Wasser.
Gelbbauchunke © Herfried Marek

Kartierung der FFH Amphibien

Amphibien der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Nachdem in den Jahren 2012 und 2013 eine erstmalige flächendeckende Bearbeitung ausgewählter Amphibienarten im Nationalpark erfolgen soll, wurde eine detaillierte Planungsgrundlage unter Einbeziehung eines Werkvertragsnehmers erstellt (Moitzi & Weigand 2011) und der Naturschutzabteilung (Linz) zur gemeinsamen Abklärung der weiteren Vorgangsweise übermittelt.

Vorrangiges Ziel war das Zusammentragen aller hausintern verfügbaren Daten, von Streudaten sowie auch von ausgewählten externen Daten (insb. Zobodat-Datenbank vom Land OÖ). Im Nationalpark konnten mehr als 1000 Amphibien-Nachweise recherchiert und lagemäßig verortet werden. Dabei entfallen auf die Hauptzielart, der Gelbbauchunke, im Nationalpark 139 Nachweise (Standorte, Beobachtungen) mit insgesamt 506 erfassten Individuen. Hohes Augenmerk wurde zudem auf relevante Habitatparameter gelegt, speziell von potentiellen Amphibien-Laichgewässern (knapp 500 Standorte mit Kleingewässern sind mittlerweile lagegenau erfasst), und diese den bisher vorliegenden Artnachweisen in Beziehung gestellt. Als Spezialist für Pionier- und Kleingewässer findet man die Gelbbauchunke im Nationalpark erwartungsgemäß vorwiegend in den flachgründigen und mit einer schlammigen Gewässersohle ausgestatteten Tümpeln, permanenten und temporären Kleingewässern sowie in Hirschsuhlen und in den mit Wasser gefüllten Radspuren. Die Verbreitung der Amphibien im Nationalpark ist keinesfalls gleichförmig und hängt von den vorhandenen Gewässern ab, die sich auf den Plateaulagen mit den Almböden (5 Amphibien-Hotspots) und auf die Talböden (mindestens 2 Amphibien-Hotspots) konzentrieren.

Auf Basis dieser Grundlagen mit GIS-basierender Datendarstellung sollte nun die Abschätzung des Bedarfs an ergänzenden Erhebungen gut möglich sein und folgend auch den Aufwand der Freilandarbeiten im geplanten Kartierungsprojekt deutlich minimieren. In enger Rücksprache mit der Naturschutzabteilung (Dr. A. Schuster) ist bereits geklärt, dass der primäre Fokus auf die Anhang II-Zielart Gelbbauchunke gelegt werden soll und sekundär weiters die Anhang IV-Zielart Alpensalamander sowie bei Sinnhaftigkeit auch der Feuersalamander, nachdem die beiden Salamander-Arten als besondere Indikatoren hinsichtlich Wald, Klimawandel und Höhengradient gelten. Informationen zu allen anderen Amphibienarten sind bei den Kartierungen mit zu erfassen, wobei durch die Habitatansprüche hier insbesondere der Bergmolch betroffen sein wird.

Unter liegendem Totholz sprießen junge Alpenpflanzen
Neubesiedelung Brandfläche ©Erich Weigand

Vegetationsdynamik auf den Brandflächen am Hagler

Einfluss von Feuer auf hochmontane Ökosysteme im Nationalpark Kalkalpen

Student   Michel Max Kalas
Betreuer (Universität Graz): Dr. Berg
Betreuer (Nationalpark Kalkalpen): Sonnberger Anton, MA.

Feuer tritt nach Blitzschlag natürlich auf, wird aber meist vom Menschen verursacht. Die Pflanzenwelt reagiert unterschiedlich auf Feuer, die Sukzession (zeitliche Abfolge von Artenzusammensetzungen an einem Standort) erlebt einen Rückschlag und nimmt, zumindest vorübergehend, eine neue Richtung. Die Frage, wie sich boreal-hochmontane Waldökosysteme nach Brandeinwirkung verändern und regenerieren, ist noch nicht gründlich erforscht. Im Nationalpark Kalkalpen gibt es die Gelegenheit, zwei Brandflächen in verschiedenen Stadien der Regeneration zu untersuchen.

Ziele

  • Ermittlung der Auswirkungen dieser Brände auf das Ökosystem an Hand von vegetationskundlichen Untersuchungen
  • Ermittlung der Veränderungen der Phytodiversität (Vielfalt an Pflanzenarten)
  • Aufstellung von Prognosen zur weiteren Entwicklung der Flächen
  • Erstellung einer naturschutzfachlichen Bewertung zu Bränden im Nationalpark Kalkalpen

Im Rahmen der Diplomarbeit erfolgen im Sommer 2011 über 100 Vegetationsaufnahmen auf den beiden Brandflächen und angrenzenden Referenzflächen. Die dankenswerte Unterstützung von Herrn Schoißwohl Johann, Gebietsbetreuer der ÖBf, ermöglicht eine optimale Durchführung der Geländearbeiten unter den im alpinen Gelände nicht immer leichten Bedingungen. Die Erhebungen sollen als Grundlage für eine vegetationskundliche Dauerbeobachtung der Brandflächen dienen.

Visulisierung Nationalpark Kalkalpen
RapidEye ©RapidEye

RapidEye

Machbarkeitsstudie zur automatisierten Abschätzung von Windwurf- und Totholzflächen im Nationalpark Kalkalpen

Auftragnehmer: ZGIS Zentrum für Geoinformatik Salzburg

Ziel der Machbarkeitsstudie ist die Entwicklung einen Regelsatzes zur automatisierten Auswertung von hochauflösenden Satellitenbilddaten zur jährlichen, flächenhaften Bilanzierung der Windwurf- und stehenden Totholzanteile. Daneben evaluiert sie die Einsetzbarkeit von speziellen Satellitendaten für den entsprechenden Anwendungskontext. RapidEye Daten mit einer 5m-Auflösung bieten sich für diese Studie an, da die Nationalparkfläche im Vergleich zu den anderen Sensoren am kostengünstigsten abgedeckt werden kann. Vorteilhaft erweist sich neben der üblichen Kombination an Spektralkanälen von Blau bis Nahes Infrarot das Vorhandensein eines sogenannten Red-Edge-Kanals, ein Alleinstellungsmerkmal des Rapid Eye Systems. Pflanzenvitalitätsparameter werden in der Regel über Reflexionsintensitäten im Bereich des Grünen, Roten und Nahen Infrarots abgeleitet. Der Red-Edge-Kanal ermöglicht einen zusätzlichen Informationsgewinn hinsichtlich der Beurteilung der Vitalität und des  Nährstoffhaushaltes der Vegetation und kann so verstärkt zum Monitoring von Vegetationszuständen herangezogen werden.

Blick über eine Waldfläche mit abgestorbenen Fichten im Vordergrund
Forschung Totholz ©Rupert Seidl

DICE

Climate sensitivity of disturbance regimes and implications for forest ecosystem Management

In Waldökosystemen versteht man unter einer Störung ein abruptes, großflächiges Absterben von Waldbeständen, ausgelöst durch Faktoren wie Wind, Borkenkäfer, oder Feuer.
Solche Events sind natürlicher Teil der Ökosystemdynamik. Jedoch haben sich die Störungsregimes in Europas Wäldern in den letzten Jahrzehnten deutlich intensiviert und ein weiteres Ansteigen von Frequenz und Intensität von Störungsereignissen ist aufgrund des Klimawandels zu erwarten.
Diese Änderungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf Waldaufbau und -zusammensetzung. Sie können sowohl neue Habitate schaffen (z.B. Totholz) als auch die Habitatqualität für bestimmte Arten mindern (Verringerung von Altbeständen), weshalb geänderte Störungsregimes zunehmend zu einer Herausforderung für das Schutzgebietmanagement werden.
Im Projekt DICE („Climate sensitivity of disturbance regimes and implications for forest ecosystem management“, Fördergeber: FWF, Projektbeginn Juli 2013, Laufzeit: 3 Jahre) geht das BOKU-Team um Ass. Pro. Dr. Rupert Seidl den Fragen nach, wie sich Störungsregimes unter Klimawandel ändern könnten, welche Auswirkungen dies auf Ökosystemleistungen wie Holzproduktion, Kohlenstoffspeicherung, und Biodiversität haben könnte, und durch welche Bewirtschaftungsmaßnahmen die Risiken eines geänderten Störungsregimes reduziert werden können. In Kooperation mit dem Umweltbundesamt und Bundesforschungszentrum für Wald sollen empirischen Analysen und Simulationsansätze kombiniert werden um ein ökosystem-orientiertes Risikomanagement im Waldbau zu stärken. Neben einer Wirtschaftswaldlandschaft der ÖBf AG stellt der Nationalpark Kalkalpen das primäre Untersuchungsgebiet des Projektes dar. Basierend auf Daten des Nationalparks werden dabei sowohl die vergangenen Störungsereignisse ursächlich analysiert als auch simulationsgestützte Szenarien zur möglichen Entwicklung des Nationalparks im Klimawandel entwickelt.

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