Tagebuch der
WILDNIS

Das Tagebuch der Wildnis und Biodiversität dokumentiert sichtbare, natürliche Ereignisse, welche die Entwicklung der im Nationalpark Kalkalpen vorhandenen, ehemals forstwirtschaftlich oder anders genutzen Kulturflächen zur Wildnis darstellen. Es enthält Informationen, Funde und Tatsachen, die als Beleg sowohl für die vorhandene als auch die sich entwickelnde Wildnis gelten.
Totholz Buchenstamm mit Baumschwämmen liegt am Waldboden
Totholz Buchenstamm © Herfried Marek

1994

30. Juni: Einstellung der forstwirtschaftlichen Nutzung im Gebiet

1996

Entdeckung zweier weltweit unbekannter Quellschneckenarten

1997

25. Juli: Eröffnung des Nationalpark Kalkalpen

Politiker und Gemeindevertreter stehen auf Bühne und halten eine Holzscheibe mit Nationalpark Kalkalpen Logo hoch
Eröffnung ©Nationalpark Kalkalpen

1998

Erster dokumentierter Luchshinweis

Fischotter-Nachweis: Totfund am Hengstpass

1999

Entdeckung der Klara-Riesenhöhle im Sengsengebirge mit dem größten Tropfstein der Nordalpen

2000

30. März: Mit einer Fotofalle gelingt das erste Luchsfoto von Luchsmännchen "Klaus"

Entdeckung von ursprünglich heimischen Bachforellen-Beständen

2001

Nachweis von 916 Gefäßpflanzenarten laut Naturrauminventur

2002

12./13. August: Jahrhundert-Hochwasser; 30 Kilometer Forststraßen wurden zerstört

Wiederentdeckung des 1970 erstmal nachgewiesenen Höhlenlaufkäfers (Actaphaenops muellneri)  in der Rettenbachhöhle

2003

15. bis 13. August: 14 Hektar großer Waldbrand am Hagler auf der Sengsengebirgs-Südseite

2004

25. Mai: Erste Braunbär-Fotos gelingen im Sengsengebirge

2005

72% der Nationalpark Fläche sind Waldwildnis - hier finden keine waldbaulichen Maßnahmen mehr statt

Extrem schneereicher Winter mit Jahrhundert-Lawinen

2006

Wieder schneereicher Winter mit Jahrhundert-Lawinen, 569 cm Schneefall am Hengstpass zwischen Dezember 2005 und April 2006

2007

19. Jänner: Orkan Kyrill beschert dem Nationalpark 36.000 Festmeter Windwürfe, der Totholzanteil steigt

13. Juli: Brutnachweis Mauerläufer

Zur Reduktion des motorisierten Verkehrs wurde seit 1997 ein Drittel der Forststraßen aufgelassen

2008

Die Stürme Paula (28. Jänner) und Emma (1. März) bescheren dem Nationalpark 16.000 Festmeter Windwürfe und viel Totholz

2009

Nachweis von über 1.500 Schmetterlingsarten - nirgendwo in Österreich sind so viele Schmetterlinge bekannt

24. Februar: Extrem schneereicher Winter. Gewaltinge Staublawinen donnern von den Nordflanken des Sengsengebirges talwärts

Nach warmen Sommer befallen Borkenkäfer 20.000 Festmeter stehende Fichten im Waldwildnisbereich. Der Totholzanteil steigt bis Jahresende auf 15,5 Festmeter pro Hektar

2010

Juni: Erstnachweis Urwaldrelikt Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus)

2011

Am 9. Mai wird die junge Luchsin "Freia" und am 13. Dezember das Luchsmännchen "Juro" aus der Schweiz in den Nationalpark übersiedelt

2012

Mai: Erster Luchsnachwuchs seit 150 Jahren. Luchsin "Freia" bringt drei Luchsjunge zur Welt

Juli: Entdeckung des seltenen Grünen Koboldmooses - wichtiges Europaschutzgut

September: 520 Jahre alte Buche im Hintergebirge entdeckt

2013

25. März: Freilassung der Luchsin "Kora" im Nationalpark

2015

Strafprozess und rechtskräftige Verurteilung zweier Wilderer wegen vorsätzlichen Abschusses von Luchs B7 und Luchs "Juro"

2016

Nachweis von 26 Urwaldrelikt-Käferarten im Nationalpark Kalkalpen

2017

17. März: Freilassung des Luchspärchens "Aira" und "Juri" im Nationalpark

Vier brütende Steinadlerpaare im Nationalpark nachgewiesen

Die alten Buchenwälder im Nationalpark Kalkalpen werden erstes UNESCO-Weltnaturerbe Österreichs

2018

Luchsin "Luzi" führt ein Jungtier

2019

546 Jahre alte Buche in einem Urwaldareal im Sengsengebirge entdeckt - die älteste bekannte Buche im Alpenraum

Nachweis des Rothalsigen Düsterkäfers (Phryganophilus ruficollis), die einzige gesicherte Population im Alpenraum, einer der seltensten Käferarten Europas

2020

Bestätigung von 570 holzbewohnenden Käferarten oder auf lebendes und totes Holz angewiesene Käferarten.

2021

Außergewöhnlich alte Tanne mit 407 Jahren im Sengsengebirge entdeckt.

Juli: Heftige Niederschlagsmengen reißen die Reste der ehemaligen Sitzenbachklause im Hintergebirge fast vollständig mit.

2022

Nach 35 Jahren Abwesenheit wieder eine große Population des Goldenen Scheckenfalters entdeckt.

Erstnachweis des Baumschläfers (Dryomys nitedula), eine Art innerhalb der Bilche, welche im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (EU) ausgewiesen ist. Die Baumschläfer gelten als außerordentlich heimliche Waldbewohner und werden daher sehr selten beobachtet.

10. Dezember: Luchsmännchen "Norik", er stammt aus einem Nachzuchtprogramm des Wildkatzendorfes Hütscheroda in Deutschland, wird in den Nationalpark übersiedelt. Nachweis fünf erwachsener Luchse im Gebiet (drei Männchen, zwei Weibchen);

Der Totholzanteil im Nationalpark Wald hat sich seit 1995 von 16 auf 34 Festmeter pro Hektar mehr als verdoppelt.

2023

Erstnachweis des Südalpen-Grashüpfers (Chorthippus eisentrauti) auf der Südseite des Sengsengebirges. Eine endemische Art, welche am südlichen Rand der Alpen weiter verbreitet ist, jedoch in den Nördlichen Kalkalpen als Eiszeitrelikt nur sehr kleinräumig auftritt und bislang erst an wenigen Standorten bestätigt ist.

Erstfund der bislang unbekannten, endmischen Steinfliegenart Dictyogenus weigandi

2004

September: Mittelmeertief "Anett" brachte enorme Regenmengen. Ca. 400 Liter Niederschlag pro Quadratmeter wurde an den Messstationen abgelesen. Dabei wurde der bisherige Niederschlagsrekord mit ca. 300 Liter pro Quadratmeter aus dem Jahr 2002 übertroffen. Ein großer Teil des Niederschlags fiel in den Bergen als Schnee vom Himmel und bewahrte die ganze Region vor größerem Hochwasser. Ab 1400 Meter Seehöhe türmte sich der Neuschnee über einen Meter hoch. Viele der belaubten Bäume hielten der hohen Schneelast nicht stand und knickten ein. In den Wäldern im Bereich Haslersgatter und Langfirst trat massiver Schneebruch auf.

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