Almgeschichte
Die Bewirtschaftung von Almen und Weiden hatte Auswirkungen auf die umliegenden Wälder. Insbesondere die Waldweide, die Streunutzung und die Schneitelung beeinflussten die Waldentwicklung. Auch das Holzbezugsrecht und die Klaubholzentnahme griffen in das Wald-Ökosystem ein.
Nicht über alle Almen im Nationalpark Gebiet liegen so gute Belege vor wie bei den nachstehend aufgelisteten. Noch viele Schätze lagern unerkannt in Archiven ... und in der Erinnerung der Bewohner der Region ...
Wer übrigens mit manchen Ausdrücken in den Almbeschreibungen nicht zurecht kommt, der kann hier nach den richtigen Deutungen stöbern:
Glossar
Viele der früher verwendeten Worte sind heute noch in Gebrauch - manche für viele moderne Menschen überhaupt unverständlich. Josef Weichenberger hat hier einige zusammengetragen, so wie sie in den alten Unterlagen noch vorkamen, und sie für den modernen Leser gedeutet:
Auszeigen: Der Förster hatte auch die Aufgabe, den Berechtigten das ihnen zustehende Holz zu kennzeichnen. Dies geschah üblicherweise mit einer Hacke, die in der Schneide das österreichische Wappen trug und in der Mitte ein lateinisches "T" hatte.
Beschütten: eine Schlagfläche sollte sich wieder mit jungem Holz "beschütten", das heißt durch Naturverjüngung einen neuen Bestand begründen. Den Wald nutzte man üblicherweise im Kahlschlagverfahren und die Schlagfläche wurde dem natürlichen Samenflug überlassen. Dieser Anflug und das Aufkommen von Jungholz nannte man "beschütten".
Bestand: Pacht, Miete
Bluembusch: ist mit "Blumenbesuch", "Grasbesuch" oder "Grasweide" zu übersetzen und versteht sich als Weiderecht, Gras (=Blumen) mit Weidevieh (besonders Rinder) zu besuchen und abzuäsen.Es verstand sich darunter insbesondere die Weide im Wald, während einer bestimmten Zeit im Jahr.
Fach Riese, Riesenfach: die Holzriesen werden in "Fächer" unterteilt. Ein Fach hat ungefähr eine Baumlänge von 8 bis 10 m (1770 ein Fach zu 5 Klafter = 9,48m).
Fatierung: Steuerbekenntnis; Bewertung von Grund und Boden für die Steuern
Gwerkschaft, Gewerkschaft: Innerberger Hauptgewerkschaft
Hayen, haien, heyen: Waldpflege; einem Wald die gebührende Aufmerksamkeit geben, damit er in gutem Stand erhalten und vor dem Verderben bewahrt bleibe.
Kahlschlag: forstwirtschaftliche Methode, bei der alle Bäume einer Waldfläche entfernt werden; hat große Bodenverluste (z.B. durch Abtragung mittels Wasser) zur Folge
Klaus(e): ein Holz- oder Steinbau, der das Wasser aufstaut. Durch Öffnen des Klaustores wird das Wasser abgelassen und das dadurch erzeugte künstliche Hochwasser vermag das Triftholz abzutriften, fortzuschwemmen.
Mais: Schlag oder auch Jungwald; ein abgestocktes oder abgetriebenes Waldgebiet, das sich wieder besamt.
Marchbaum, Markbaum: Grenzbaum, in welchen ein (meist 15 bis 20 cm langes) eisernes Kreuz als Kennzeichnung eingeschlagen ist.
Monokultur: Plantage aus nur einer Art von Bäumen
Nachhaltige Forstwirtschaft: Waldbewirtschaftung, die ohne Kahlschläge, schwere Maschinen und Monokulturen auskommt, die Artenvielfalt nicht schädigt und für standortgerechte, strukturierte Wälder sorgt.
Reute, Reuter: gerodetes Grundstück, Holz fällen, Wald roden
Annerl-Alm
1647 - Grundbuch, Forst Großraming - Hans Perger am Kleinen Radlinnut unter Spital am Pyhrn von der Alm am Kleinen Kien, so auch 1700 vererbt wurde. Abgabe: Dienstschmalz 5 Pfund.
1699 - Hans Perger und seiner Frau Katharina am Kleinradling-Gut wird ein Erbrechtsbrief für die Alm am kleinen Kien ausgestellt.
1725 - Die Alm am kleinen Kien hat käuflich Hans Sperg unter Spital, ist gar ein schlechtes Blüml [Gras], kann nur mit 14 Stück Hornvieh halten und etwas weniger Kleinvieh, welches im Kien keinen Schaden verursachen kann.
1750/52 - Walduntersuchung - Eine Alm am großen Kien wird erwähnt. Es ist unklar, ob sie mit der Alm am kleinen Kien in Verbindung stand oder damit identisch ist. Im großen Kien ist eine Alm, so dem Rädlingbauern, Stift Spitaler Untertan, gehört. Dieser treibt sehr viel Geißvieh auf, ist zwar ein gemäuriger Ort und schlechter Grund.
1753 - Waldbegehung - es wird erwähnt, daß man auf des Rädlingbauer Alm am Kien nur 9 Gänse angetroffen hat. Da sie aber ohne Halter herumweiden, so ist nicht daran zu zweifeln, daß sie im Wald einen Schaden verursachen (obwohl man nichts davon sieht).
1791 - Jakob Stadler vom Kleinrädlinggut (unter Spital) hat die Alm am kleinen Kien inne.
1797 - Jakob Stadler beschwert sich bei der Herrschaft Steyr, daß die Alm schon ganz verwachsen sei und man kaum 10 Stück Vieh halten kann, wo doch sonst mehr als 20 Stück aufgetrieben wurden. Der Waldmeister wird daraufhin angewiesen, mit dem Alminhaber eine gemeinsame Begehung durchzuführen und ihm einen neuen Platz anzuweisen. Er bekommt bei seiner Alm einen großen Fleck ausgezeigt, den er ausräumen darf, über welchen der Alminhaber auch seine gänzliche Zufriedenheit äußerte.
1861 - Regulierungserkenntnis - Den Inhabern der Alm am Kleinen Kien wird der Auftrieb von 20 Stück Hornvieh zugestanden.
1894 - Der Auftrieb von 24 Stück Hornvieh wird zugestanden.
Jörgl-Alm
Synonyme: Pölzlalm, Pölzelalm, Alm am Pözlgraben, Alm unterm Grestenberg
1575 - ...Hierin auch ein ausgereuteter Ort, dem Pongratz Pölzer [Jörglalm] überlassen, darauf auch kein Holz mehr zu erwarten.
1627 - der Probst des Stiftes Spital erwirbt die Alm, überläßt sie aber dem Schmied in der Keuschen. Dieser treibt 26 Rinder, 55 Geißen und 2 Schweine auf.
1631 - Waldvisitation - Item die Alm am Pölzlgraben, unterm Grestenberg genannt, so ungefähr vor 4 Jahren an Herrn Probst zu Spital verkauft und ordentlich gestiftet wurde, ist von dieser Alm auch kein Kohl-, noch Wasserholz zu nutzen zu bringen. ...
1636 - ... daß der Probst von Spital die Alm verkauft hat und sie nun der Schmied an der Keuschen nutzt, der dafür 10 Gulden bezahlt.
1642 - scheint noch der Schmied in der Keuschen als Alminhaber auf.
1647 - Grundbuch Forst Großraming - Gregor Immitzer am Pölzlergut, auch unter Stift sSpital, von der Alm am Pölzlergraben, oder unter dem Grestenberg. Zahlt an jährlichen Abgaben 5 Pfund Schmalz und 2 Schilling Käsegeld. Hebt sich an bei dem Feuerkogel, gehet hin auf die Pölzlmauer, sodann ans Boßbrettegg, von diesem hinab auf den Großen Kien, vom Großen Kien auf Diendlmauer, von selben hinüber auf die Grundmauer, von den Grundmäuern aufs Ahorntal, vom Tal wieder auf die Feuerkögl.
1667 - Forsturbar - Georg Immitzer am Pölzergütl, Untertan des Stiftes Spital, muß für seine Alm am Pölzlgraben oder unter dem Grestenberg 1/2 Achtel Schmalz an Abgabe zahlen.
1725 - Die Alm im Pölzlgraben hat käuflich Andre Rädlingmyr, ist gar eine schlechte steinige Weide, welche ohne Kleinvieh nicht zu gebrauchen ist. Man kann darauf nicht viel halten und macht keinen Schaden. Gibt 5 Pfund Dienst- und 5 Pfund Kaufschmalz, in Geld 2 Schilling.
1750/52 - Walduntersuchung - Im Pölzlgraben ist eine Alm, dem Jörgl unterm Pichl, Stift Spitaler Untertan, gehörig.
1753 - Bericht über Waldvisitation an die Eisenobmannschaft - Pölzlgraben: Der Jörgl unterm Pichl ist mit seiner Alm und den dabei gemachten Waldschwendungen in der alten Waldbeschreibung verzeichnet.
1765 - Im Jörglgraben wird begonnen, den Urwald zu schlägern. Der Förster berichtet, daß der Jörglbauer unterm Pichl mit seiner Alm unweit der neu gemachten gut ausgebrannten Hohlschläge liegt, und selbe täglich betreiben kann.
1770 - Von der Eisenobmannschaft wird der Schaf-, Geiß- und Pferdeauftrieb auf die Almen geregelt und limitiert. Der Jörgl unterm Pichl treibt in die Pölzlgrabenalm neben seinem Hornvieh noch 13 Schafe und Lämmer. Dies könne keineswegs geduldet werden, weil sich dort die Schläge der Innerberger Hauptgewerkschaft befinden.
1775 - hat der Jörgl unterm Pichl insgesamt 40 Stück Schafe auf seine Alm im Pölzlgraben aufgetrieben. Ein Halter ist dabei damit das Schof-Viech nicht in die Schläg komme, sondern in die unbeschädigten Orter in Kien und im Vorwald gehalten werde.
1788 - Gregor Eckharts auf dem Hörmanngut Nr. 21, Bichl, unter der Herrschaft Spital, eine Alm und Raurecht im Pölzlgraben. Durch die Schlägerungen umfaßt die Wiesenfläche bei der Jörglalm bereits 69 Joch.
1861 - Regulierungserkenntnis - es durfte auf die Alm im Pölzlgraben insgesamt 40 Stück Hornvieh und 40 Schafe aufgetrieben werden. Das Raumrecht umfaßt eine Fläche von 750 Joch, davon 10 Joch Wiese und 390 Joch Hochwald.
1791 - scheint Georg Eckhard am unteren Hörmanngut als Inhaber der Alm am Pölzlgraben auf.
Die Jörglalm soll vor 1900 aufgelassen worden sein.
Beweidung im Feuerwald
1801 - ersuchen 8 Gedingknechte, die im Feuerwald arbeiten, die Herrschaft Steyr, im Boßbrett 9 Ziegen weiden zu dürfen, weil da gar kein Holzwachs, sondern nichts als Steinmäuer und Schneegänge sind. Es wird ihnen mit der Auflage bewilligt, einen eigenen Halter beizustellen und pro Ziege 15 Kreuzer an Abgabe zu zahlen.
1804 - es wird die Weide im Feuerwald nochmals erwähnt.
Schafweide am Grestenberg
Überliefert ist, dass es im Bereich des Sattels zwischen Kleinem und Großem Grestenberg eine Schafweide mit einem Unterstand gab. Auch die Flurbezeichnung "Halterhüttental" (am Südwestabhang des Grestenberges) weist auf eine Beweidung dieser Flächen hin. Auch jetzt gibt es im Bereich des Sattels noch einige Wiesen und Freiflächen.
Der Einheimische und exzellente Gebietskenner Hugo Tannwalder kann von einem Mann erzählen, der von seinem Großvater weiß, daß der Große Grestenberg früher glatzert (Kahl) war und mit Schafen beweidet wurde.
Schaumbergalm
Synonyme: Schaunbergalm, Dansbacher Alm, Darnsbacher Alm
1575 - Gebietsbeschreibung - ... darin ein Ausgereut oder Gschwendt, die Schaumberger Alm genannt, welche dem Putter und Hochenrieser verlassen, allda kein nutzbares Holz zu erhoffen ist.
1581 - Kaufbrief - Sigmund Putter genannt der Schaumburger und einige andere zu Windischgarsten scheinen als Käufer auf. An Abgaben zahlen sie mitsamt der Koller-Leiten ein halbes Achtel Schmalz.
1631 - Eine Grenzbeschreibung der Schaumberg-Alm liegt vor
1647 - Grundbuch Forst Großraming - Grenzbeschreibung der nun geteilten Schaumberg-Alm und Kollers-Alm: Fangen sich auf dem hohen Schaumberg an, gehen übers Egg herab bis aufs Prändl und Salchinger Kogl, von da auf die Schwarzmauer und auf den Tremplstein zu; auch auf den Almstein, von da ans Prött, von selben herab ans Ahorntal, folgends wieder hinauf auf den hohen Schaunberg, wie das Regenwasser scheidet, darunter ein Ort verstanden, so in den Forst Molln gehört, und wird dafür gereicht an Dienst 2 Schilling und 1 Käse. Dem Förster von Großraming 1/2 Prenten Schmalz, 1/2 Achtel Mehr und in Geld 4 Schilling.
1665 - Brief an den Forstmeister wegen Auftrieb von 70 bis 80 Schafen
1667 - Forsturbar: Abgabe für die halbe Alm am Schaumberg 1/8 Schmalz. Auch Georg Stummer am Gschwendt, ebenfalls Untertan des Stiftes Spital, zahlt für die zweite Hälfte der Schaumbergalm gleichviel.
1669 - die Schaumberg-Alm wird von Matthaeus Vischer in die Oberösterreichkarte eingezeichnet.
1693 - Waldrevision: Auf der Alm am Schaunberg, alda nur die bloße Weide und gar keine Wiesmahd vererbt ist. Gleichwohl aber zu hauen und zu bauen erlaubt worden, hingegen das Reuten verboten.
1725 - Waldrevision: Die Alm am Schaumberg haben käuflich Simon Bauer auf der großen Klein und Hans Humpl, beider Spitaler Untertanen. Haben jetzt was weniges im Sommer an Gaißvieh gehabt, im Winter können sie damit nicht bleiben. Könnten ohne Schaden beide 40 Stück Gaißvieh halten und 70 Stück Rindvieh. Geben beide 25 Pfund Kauf- und 25 Pfund Dienstschmalz und 4 Schilling Käsgeld.
1750/52 - Walduntersuchung: Am Schaumberg liegen zwei Almen, welche dem Groß-Kleiner und Gschwantner (beide Untertanen vom Stift Spital) gehören.
1765 - Die Holzknechte der Innerberger (Erzberger) Hauptgewerkschaft beginnen den Urwald im Jörglgraben zu schlägern.
1788 - Josefinisches Lagebuch: Gregori Kefer auf der großen Klein Nr. 4, Ort Dambach, und Simon Kefer auf dem Wassergut und Peterlehen Nr. 5, Ort Rading, beide zu Spital gehörend, Alm und Raumrecht, das zur Herrschaft Steyr gehört, zwischen dem Forst Schaumberg und dem Forst Grestenberg befindlich.
Die 151 Joch Wiesen geben 378 Zentner 55 Pfund süßes Heu
Deren Halterhütten liegen neben dem Kuhpfadgatter.
1791 - Gregor Kefer am Kleinergut scheint als Inhaber der halben Alm am Schaunberg und der halben Kolleralm auf. Die zweite Hälfte hat Johann Georg Kefer am Wassergut und Peter Lechner inne.
1894 - Alminhaber sind ein Bauer aus Brunnbach und einer aus Rosenau, die zusammen 130 Stück Hornvieh, 40 Schafe und 2 Pferde auftreiben dürfen.
1998 - Laut Auskunft des ehemaligen Obmanns der Agrargemeinde Schaumberg-Alm, Herrn Michael Stangl, wurde in den letzten 60 Jahren (1938-1998) alljährlich Vieh aufgetrieben.
Geschichtliche Aufarbeitung der Almen: Josef Weichenberger, Linz / Leonstein 1998