Waldgeschichte
des Jörglgrabens im Reichraminger Hintergebirge
1998: Am Ergebnis der Untersuchung ist besonders erstaunlich, daß im Jörglgraben erst ab 1765 der Urwald geschlägert wurde. Somit gibt es im Jörglgraben mehrere Waldabschnitte, die nur ein einziges mal genutzt wurden. Es sind dies
- einige Bereiche im Feuerwald,
- Teile zwischen Bretterries und Kienrücken,
- Teile der Südwestabhänge des Kitzkogels,
- Teile in der Umgebung der verfallenen Schaumbergalmhütte,
- Teile der Nordabhänge des Grestenberges,
- sowie der Abschnitt zwischen Boßbretteck, Kienrücken und der verfallenen Klause am Jörglbach.
Bereits 1575 sind die Jörglalm (=Pölzlalm) und die Schaumbergalm erwähnt. Zu diesen Almen gab es auch Verbindungswege nach Reichraming und Richtung Windischgarsten. Die Holzknechte kamen aber erst sehr viel später zu den Schlägerungsarbeiten in den Jörglgraben. Der Grund liegt in der großen Entfernung zu Reichraming und bzw. in der Entlegenheit des Tales. Der Anmarschweg vom Ort Reichraming wird mit 12 Stunden angegeben.
Der Wald im Jörglgraben war den Hammerwerken von Reichraming zur Nutzung überlassen. Sie zahlten dafür an die Herrschaft Steyr eine jährliche Abgabe.
Ab etwa 1750 war die Holzknappheit so eklatant, daß man auch sehr entlegene Wälder angreifen mußte. Die Holzbringung aus diesen sehr weit entfernten Gräben war äußerst schwierig und aufwendig. Auch die enorme Wegstrecke, für die man von Reichraming einen Tag benötigte, wirkte als Hemmschwelle. Bei der Holztrift hatten die Stämme von der oberen Klause im Jörglbach bis zum Schallauer-Rechen in Reichraming eine Strecke von 21,1 km zurückzulegen.
1765 beginnt man den Wald im Jörglgraben zu schlägern.
1770: Eine Beschreibung des Grenzverlaufes entlang der Wasserscheide zwischen Jörglgraben und Krumme Steyrling listet jene Bäume auf, die man als Grenzbäume markierte. Der Grenzverlauf stellt quasi ein Profil durch den Wald dar. Auf der Grenzlinie stehen 6 Fichten, 5 Tannen, 4 Buchen und 1 Lärche.
1772 baut man eine Klause zur Holztrift.
1774 arbeiten bereits zwei Holzknechtpartien im Jörglgraben. Im hinteren Jörglgraben wird das dürre Schadholz aufgearbeitet, vorne geht man die vielen Windwürfe an.
Die Innerberger Hauptgewerkschaft meldet das Abbrennen einiger Schlagflächen im Jörglgraben. Nach dem Abbrennen wird Getreide angesät.
Der Förster ordnet 1778 an, daß bei den Schlägerungen Samenbäume als Überhalter stehen bleiben müssen.
1779 beginnen die Holzknechte der Innerbeger Hauptgewerkschaft im Feuerwald, der mit vielen Windwürfen versehen ist, zu schlägern.
Der Feuerwald ist ein Mischwald und besteht aus 2/3 Hartholz und 1/3 Weichholz.
Im Juli 1779 ist etwa 1/7 der verfügbaren Holzmenge des Jörglgrabens geschlägert. Gearbeitet wird im vorderen und hinteren Jörglgraben, sowie im Feuerwald.
Ab 1781 wird das Ahorntal abgestockt. Im Feuerwald schließt an die beiden Schläge (von 1779 und 1780) der nächste an. Auch der alte Wald zwischen Hetzschlucht und Ahorntal wird angegriffen.
1781 ist der Wald im Jörglgraben etwa zu 2/5 geschlägert.
1794 , 1795 und 1796 schlägern im Feuerwald zwei Holzknechtpartien.
Eine dritte Paß an Holzknechten arbeitet im vorderen Jörglgraben. Bei den Schlägerungen wird nun auch die Säge eingesetzt (bisher hackte man die Stämme um).
1795 ist 4/5 des Waldes im Jörglgraben geschlägert. Fast die Hälfte der Fläche im Jörglgraben ist eine Blöße.
1800 werden im Feuerwald Windwürfe und Schneebrüche aufgearbeitet. 1806 stellt man die Schlägerungen im Feuerwald ein.
Die erste Schlägerungskampagne im Jörglgraben dauerte von 1765 bis etwa 1805, also ungefähr 40 Jahre.
1806 wird das Gebiet um den Grestenberg, Schaumberg, Trämpl und Kienrücken mit einer „starken Tannenwaldung“ beschrieben. Diese weist „große Fichten, Tannen, Buchen, Eichen und mehrere Gattungen von Holz auf“.
1846 zeigen sich folgende Baum-Altersklassen im Jörglgraben:
ca. 40 % unter 30 Jahre, ca. 40 % von 30 bis 60 Jahre und ca. 20 % über 90 Jahre (diese Bäume könnten noch Altholz aus dem Urwaldbestand sein, da es hier vor 1765 keine Schlägerungen gab).
Die Borkenkäferkatastrophe von 1919/22 betrifft auch den Jörglgraben. Zum Käferbefall kommt es in Waldteilen südlich des Almsteins und südwestlich des Trämpls, sowie und auf der orographisch rechten Seite entlang des Jörglbaches, besonders nahe der Einmündung der Hetzschlucht.
Die von 1947 bis 1951 ins Reichraminger Hintergebirge gebaute Waldbahn hat auch eine Ab-zweigung Richtung Jörglgraben. Die Bahntrasse führt bis zur neuen Wällerhütte. 1971 wird die Waldbahn eingestellt und anschließend die Forststraße gebaut.
Von den einstigen Holzbringungsanlagen sind heute noch Teile des alten Triftsteiges, die Reste der 1922/23 erbauten Triftklause und ein kurzes Stück einer Wasserriese vorhanden.
Im Gebiet des Jörglgrabens gab es insgesamt 3 Almen. Die Schaumbergalm und die Jörglalm werden bereits 1575 erwähnt. Nach dem Beginn der Schlägerungen 1765 weiteten sich die Wiesenflächen beider Almen stark aus.
Die Annerlalm lag am Kleinen Kien und wies nur eine kleine Ebene auf. Eine Beweidung der steilen Abhänge des Kienrückens war nur äußerst eingeschränkt möglich.
Autor: Josef Weichenberger, Linz / Leonstein