Gefäßpflanzen

IM NATIONALPARK KALKALPEN

Immer wieder gibt es im Nationalpark entlang der Wanderwege schöne Blumen zu bestaunen. Besonderen Blütenreichtum weisen dabei Alpine Rasen, Mähwiesen und Almen auf. Aber auch an kargen Felsstandorten und im Wald gedeihen prächtige Blütenpflanzen. Die Türkenbund-Lilie ist dabei wohl die auffälligste Blume in unseren Wäldern.
Rosafarbene Blüte von Türkenbund-Lilie
Blüte Türkenbund-Lilie ©Angelika Stückler

Gefäßpflanzen

Blumen sind das Lächeln der Natur. Es geht auch ohne sie, aber nicht so gut. (Max Reger 1873 – 1916)

Nahaufnahme von Blüten der Wild-Mondviole
Duftende Mondviole ©Herfried Marek
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Zwei Schneerosen stecken ihre Blütenknospen durch Schnee
Knospen von Schneerosen ©Georg Punz

Steckbrief Schneerose

Lateinischer Name: Helleborus niger
Blütezeit: Dezember - April
Standort: Fichten-Tannen-Buchen-Wälder
Sonstiges: Giftig! Wurzel wurde früher zerrieben und als Schnupfpulver verwendet.

Die Schneerose wird wegen ihrer attraktiven Blüte auch gerne als Zierpflanze verwendet. Aus botanischer Sicht handelt es sich um keine Rose, sondern um ein Hahnenfußgewächs. Sie kommt bei uns in der montanen bis subalpinen Höhenstufe vor und ist eine typische Art der Kalk-Buchenwälder.

Die Schneerose hat immergrüne, ledrige Blätter, die in vier bis neun Finger geteilt sind. Die großen, weißen Blüten sitzen meist einzeln auf maximal 30 cm hohen, blattlosen Stängeln. Der Name Schneerose bezieht sich auf die frühe Blühzeit gleich nach der Schneeschmelze. In milden Wintern gibt es schon ab Dezember blühende Exemplare (Christrose). Die Blütenblätter fallen bei der Fruchtbildung nicht ab, sie haben bis dahin allerdings einen grünen Farbton angenommen. Der Grund für diese Langlebigkeit ist, dass es sich bei den vermeintlichen Blütenblättern um weiß gefärbte Kelchblätter handelt, während die eigentlichen Kronblätter zu unscheinbaren Nektarblättern umgebildet sind. Die Schneerose ist eine altbekannte Gift und Heilpflanze. Die in allen Teilen der Pflanze enthaltenen herzwirksamen Gykoside können zu schweren Vergiftungen führen. Die getrocknete und geriebene Wurzel kann als Niespulver und Beimengung zu Schnupftabak verwendet werden, deswegen der Name Nieswurz.

Die Schneerose bevorzugt frische bis mäßig trockene, nährstoff- und kalkreiche Böden. Sie ist die namensgebende Art des Schneerosen-Fichten-Tannen-Buchenwaldes (Helleboro-Fagetum). Im Nationalpark ist sie in allen Kalk- Buchenwaldgesellschaften von sehr frisch (Aceri- Fagetum) bis eher trocken (Carici-Fagetum) häufig vertreten. Auch im Schneeheide-Rotkiefernwald (Erico- Pinetum sylvestris), Rostseggenrasen (Caricion ferrugineae) sowie in den kalkalpinen Fels- und Schuttrasen (Seslerion coeruleae) ist sie immer wieder anzutreffen.

Die Schneerose kommt im Nationalpark Kalkalpen häufig vor. Sie wird wie alle Buchenwaldpflanzen sehr vom Vordringen der Buchen- und Buchenmischwälder profitieren, welches mit der zunehmenden Waldwildnis im Nationalpark zu erwarten steht.

Status, Gefährdung und Schutz

Status Nationalpark Kalkalpen: sehr häufig
Status Österreich: häufig
Rote Liste Österreich (1999): regional gefährdet
Rote Liste Oberösterreich (1997): potentiell regional stärker gefärdet
Naturschutzgesetz Oberösterreich: teilweise geschützt

Purpurrot blühende Clusius Primel
Clusius Primel auch Jagablut genannt ©Anglika Stückler

Steckbrief Clusius Primel

Lateinischer Name: Primula clusiana
Blütezeit: Mai - Juli
Standort: Feuchte Felsfluren, feuchte Rasen, Schneeböden
Sonstiges:Endemit

Die niederwüchsige Clusius-Primel ist eine Pflanze der feuchten Kalkfelsen und Steinrasen in der montanen bis alpinen Höhenstufe.

Die Clusius-Primel wird nur selten höher als fünf Zentimeter. Die ganzrandigen, etwas fleischigen Blätter sind in einer dem Boden anliegenden Rosette angeordnet. Besonders charakteristisch sind die vergleichsweise großen, purpurroten Blüten. Ihnen verdankt sie den Namen Jägerblut. Die Blütezeit reicht je nach Höhenlage von Ende April bis Juni. Beim Verblühen verfärben sich die Blüten blasslila.

Die Clusius-Primel wächst auf feuchten, flachgründigen, feinerde- und humusarmen Böden kalkhaltiger Gesteine. Die günstigsten Wuchsbedingungen findet sie in feuchten Felsfluren, feuchten Rasen und Schneeböden. Sie ist eine charakteristische Art des Polsterseggenrasen (Caricetum firmae). Diese niederwüchsige Rasengesellschaft kann sich nur auf Extremstandorten dauerhaft halten. Im Nationalpark sind entsprechende Standorte etwa in den felsigen, schattigen und luftfeuchten unteren Abschnitten der steilen Hintergebirgs-Schluchten zu finden. Die Polsterseggenrasen sind dort mosaikartig mit Beständen der Rostseggenrasen (Caricetum ferruginae) verzahnt.

In den Alpen gibt es insgesamt mehr als 400 endemische Pflanzenarten, von denen der überwiegende Teil auf Felsen, Schutthalden oder in lückigen Rasengesellschaften wächst. Die eng beschränkten Vorkommen der Endemiten erklärt man sich so, dass diese Arten die Eiszeiten in Refugien überdauerten, sich hernach aber nicht wieder ausbreiten konnten, weil bereits konkurrenzstärkere Arten, insbesondere die Bäume, vorrückten. Im Zuge der Biotopkartierung konnten im Nationalpark Kalkalpen bisher insgesamt 14 der 18 in Oberösterreich vorkommenden endemischen Arten nachgewiesen werden.

Das Vorkommen der Clusius-Primel im Nationalpark Kalkalpen ist aufgrund des Fehlens der alpinen Höhenlagen weitgehend auf Extremstandorte wie Schluchten und Schneeböden beschränkt. Hier wird sie von der zunehmendenWaldwildnis nicht betroffen sein.

Status, Gefährdung und Schutz

Status Nationalpark Kalkalpen: selten
Status Österreich: häufig bis selten
Rote Liste Österreich (1999): -
Rote Liste Oberösterreich (1997): -
Naturschutzgesetz Oberösterreich: vollkommen geschützt

Ansammlung von Frauneschuh Orchideen blüht an Bachufer
Frauenschuh Orchidee ©Herfried Marek

Steckbrief Frauenschuh

Lateinischer Name: Cypripedium calceolus
Blütezeit: Mai - Juni
Standort: Kalkliebend, in halbschattigen lehmreichen Wäldern
Sonstiges: In Legenden wird angeblich ein Bezug zur Jungfrau Maria ("Marienfrauenschuh") hergestellt .Interessant ist weiters, wie diese Blume die Bestäubung "erzwingt": in die Pflanze eingedrungene Insekten fallen in den kesselförmigen, innen glattwandigen ölig-glänzenden Schuh, wo sie zuckerhaltige Stoffe finden. Nur über die Narbe bzw. die klebrigen Pollen, die hierbei berührt werden müssen,  führt ein Ausweg ins Freie!

Der Frauenschuh ist eine jener heimischen Pflanzen, die jeder kennt, aber nur wenige schon in Natura zu Gesicht bekommen haben. Die schöne, seltene Orchidee wächst nur auf Kalk und kommt in lichten Kiefern- und Laubmischwäldern in der kollinen bis obermontanen Höhenstufe vor.

Der Frauenschuh ist für seine charakteristische Blüte bekannt. Aus vier langen, eingedrehten, rotbraunen Blütenblättern schiebt sich eine große, oben offene, gelbe Unterlippe hervor. Ihre Form erinnert an die aus einem Stück gefertigten Holzpantoffel, die man einst als Arbeitsschuhe schätzte. Kleinere Insekten, die, angezogen durch die Farbe und den vanilleartigen Duft, in den Pantoffel hineinfallen, können ihn wegen der glatten Kesselwände nicht mehr über die obere Öffnung verlassen. Auf dem Weg zum hinteren Auslass müssen sie sich an der Narbe und den Staubbeuteln vorbeizwängen, wo sie mitgebrachten Pollen abstreifen und neuen angeklebt bekommen. Der Frauenschuh blüht von Mai bis Juni. Die Stängel werden maximal kniehoch und sind bis oben beblättert. Die Blätter haben ausgeprägte Längsnerven. Sie ähneln jenen des Weiß-Germers ( ), sind jedoch zarter als diese und unterseits nicht behaart.

Der Frauenschuh bevorzugt mäßig frische bis sommertrockene, modrig-humose, kalkhältige Böden. Als Halbschat- tenpflanze verträgt er nur geringe Überschirmung. Ein Schwerpunkt seines Vorkommens liegt in lichten Buchenwäldern (Cephalanthero-Fagion), insbesondere im Seggen-Buchenwald (Carici-Fagetum). Weiters ist er hin und wieder im Schneeheide-Kiefernwald (Erico-Pinetum sylvestris) sowie im Alpendost-Fichten-Tannenwald (Adenostylo glabrae-Abietum) zu finden.

Der Frauenschuh wird mit der zunehmenden Waldwildnis im Nationalpark ein noch seltenerer Anblick werden, als er es ohnehin schon ist. Denn die Waldgesellschaften, in denen er vorkommt, stellen nicht die Schlussgesellschaft am jeweiligen Standort dar. Es ist anzunehmen, dass sich manche Rotföhren- zu Fichtenwäldern und manche Alpendost-Fichten-Tannen- sowie Seggen-Buchenwälder zu (Fichten-) Tannen-Buchenwäldern weiterentwickeln werden, in denen es für den Frauenschuh zu dunkel ist.

Status, Gefährdung und Schutz

Status Nationalpark Kalkalpen: selten
Status Österreich: häufig bis zerstreut
Rote Liste Österreich (1999): gefährdet
Rote Liste Oberösterreich (1997): gefährdt
Naturschutzgesetz Oberösterreich: vollkommen geschützt
FFH-Richtlinie der EU: unbedingtes Schutzgebot, Anhang II, IV

Nahaufnahme des Blütenstands des Ostalpen-Enzian.
Blüte Ostalpen Enzian ©Nationalpark Kalkalpen/Herfried Marek

Steckbrief Ostalpen-Enzian

Lateinischer Name: Gentiana Panonnica
Blütezeit: August
Standort: Kalkliebend, in halbschattigen lehmreichen Wäldern

Der Ostalpen-Enzian ist eine kräftige Staude mit großen, braunvioletten Blüten. Der wissenschaftliche Name und seine Übersetzungen sind irreführend, da die Art weder pannonisch ist, noch in Ungarn vorkommt. Bei uns wächst er in mageren Weiderasen, Hochstaudenfluren und -gebüschen der obermontanen bis subalpinen Höhenstufe.

Der Ostalpen-Enzian hat große, gegenständige, glänzende Blätter. Sie weisen die für Enziane typische, deutliche Längsnervatur auf. Im oberen Abschnitt und am Ende des kräftigen, kniehohen Stängels sitzen in den Blattachseln je zwei bis fünf ungestielte Blüten. Sie sind außen braunviolett, innen gegen den Grund zu gelblich mit dunklen Sprenkeln. Die Blütezeit ist im August. Die an Zuckern und Bitterstoffen reiche Wurzel eignet sich wie jene des Gelb- Enzians ( ) zur Schnaps- und Likörherstellung. Während erfahrene WurzelgraberInnen früher darum wussten, auf welche Weise die Nutzung zu erfolgen hat, damit die Bestände erhalten bleiben, ist heute vielerorts eine Plünderwirtschaft eingerissen, welche die Bestände stark verringert hat. Da die großen Enziane allesamt Weideunkräuter sind und von der Weidewirtschaft profitieren, hat sich auch der generelle Rückgang der Almflächen negativ ausgewirkt.

Der Ostalpen-Enzian ist eine Pflanze der Kalkgebirge, besiedelt dort jedoch nur kalkarme Böden wie Braunlehme. Am häufigsten kommt er in den montanen bis subalpinen bodensauren Magerweiden (Nardo-Agrostion tenuis) vor. Das sind meist Wald-Ersatzgesellschaften, die nur aufgrund der Beweidung waldfrei sind. Daneben ist der Ostalpen-Enzian auch in den Subalpinen Hochstaudenfluren (Adenostylion alliariae) und Hochstaudengebüschen (Alnion viridis) zu finden.

Auf den Ostalpen-Enzian wird sich die zunehmende Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen neutral bis ungünstig auswirken. Mit dem Zuwachsen von aufgelassenen Almflächen und der Weiterentwicklung mancher Hochstaudenflur zum Fichten- oder Bergahornwald wird er wenig Freude haben. Andererseits könnte er von der Auflichtung profitieren, die mit der Überalterung der Fichten- (Tannen-)Wälder der höheren Lagen zu erwarten ist.

 

Status, Gefährdung und Schutz

Status Nationalpark Kalkalpen: selten
Status Österreich: häufig bis zerstreut
Rote Liste Österreich (1999): regional gefährdet
Rote Liste Oberösterreich (1997): potentiell regional stärker gefährdt
Naturschutzgesetz Oberösterreich (2001): vollkommen geschützt

Hellpurpurrote turbanähnliche Blüten der Türkenbund-Lilie
Türkenbund-Lilie ©Elke Mitterhuber

Steckbrief Türkenbund-Lilie

Lateinischer Name: Lilium martagon
Blütezeit: Juni - Juli
Standort: Kalkliebend, Laubwaldgesellschaften

Die Türkenbund-Lilie ist eine von nur drei heimischen Wildlilienarten. Ihre turbanähnlichen Blüten machen sie unverwechselbar. Sie wächst in krautreichen Laub- und Nadelwäldern, an Waldrändern und in Hochstaudenfluren der kollinen bis subalpinen Höhenstufe.

Die Türkenbund-Lilie wird bis zu einem Meter hoch. Ihre schmalen, glänzenden Blätter stehen wenigstens im unteren Teil deutlich quirlständig am Stängel. Wo ihr der Standort zu schattig ist, beispielsweise in Fichtenstangenhölzern, bildet sie bisweilen gar keinen Stängel aus, sondern begnügt sich mit einigen wenigen Blättern, die direkt aus dem Boden wachsen. Zur Blütezeit trägt der Stängel bis zu 20 wächserne, hellpurpurrote Blüten in der typischen, turbanähnlichen Form. Sie werden von einem weit herausragenden Griffel und sechs langen Staubblättern mit auffallend großen, braunrot gefärbten Staubeuteln komplettiert. Die Blüte ist auf Nachtschwärmer ausgerichtet und duftet in der Dunkelheit stärker. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Insbesondere die Knospen werden gerne vom Wild gefressen.

Die Türkenbund-Lilie bevorzugt sickerfrische, nährstoffund basenreiche, lockere, tiefgründige Lehmböden auf kalkreichem Untergrund. In tieferen Lagen ist sie eine Halbschattenpflanze, in höheren Lagen geht sie auch auf offene Flächen. Sie kommt in beinahe allen Laubwaldgesellschaften vor, die in den Verbänden der Schlucht- und Hangschuttwälder (Tilio-Acerion) sowie der Buchenwälder (Fagion) zusammengefasst sind. Wo sie in Nadelwäldern vorkommt, ist sie meist ein Relikt der ursprünglichen Laubwaldgesellschaft. Waldränder und Waldschläge dürfte sie deswegen schätzen, weil ihr bessere Lichtverhältnisse das Blühen erleichtern. Außerhalb des Waldes kann man sie in den Subalpinen Hochstaudenfluren (Adenostylion alliariae) finden.

Die zunehmende Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen wird sich auf die Türkenbund-Lilie eher förderlich auswirken. Zunächst gehen ihr zwar durch das Zuwachsen von Waldschlägen Standorte verloren. Dies wird allerdings um ein Vielfaches durch den Vorteil aufgewogen, welchen sie als Buchenwaldpflanze aus der Ausbreitung der naturnahen Fichten-Tannen-Buchenwälder ziehen kann.

Status, Gefährdung und Schutz

Status Nationalpark Kalkalpen: häufig
Status Österreich: häufig bis zerstreut
Rote Liste Österreich (1999): -
Rote Liste Oberösterreich (1997): -
Naturschutzgesetz Oberösterreich (2001): vollkommen geschützt

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