Das Herzstück im Schutzgebiet
Alte Buchenwälder
Buchenwälder dominieren in
Österreichs Waldnationalpark
Der Wald im Nationalpark Kalkalpen wird in etwa zur Hälfte von Laubwäldern (rund 8.500 ha) bestockt. Neben kleinflächigen Au-, Sumpf- oder Schluchtwäldern werden diese hauptsächlich von Buchenwäldern aufgebaut. Dabei finden die Buchenwälder ihre Hauptverbreitung flächenmäßig im waldreichen Hintergebirge. Die tiefst gelegenen Seehöhen befinden sich in der Umgebung Weißenbachtal/Wilder Graben bei Reichraming, wo sich das sogenannte Optimum des Buchenwaldes befindet. Trotz intensiver Nutzung hat sich hier die Buchen vor allem an laubwaldreichen Talflanken sehr vital gehalten. Anders das Bild im Sengsengebirge: Südseitig findet man vor allem wärmeliebende Buchenwälder, die in steilen, trockenen Südhängen zu Schneeheide-Kiefernwäldern überleiten, während sie an der steilen Nordseite teilweise die Waldgrenze bilden.
Buchenwälder
echte Naturschönheiten
Ein Großteil der Attraktivität, die von Buchenwäldern ausgeht, rührt von den Veränderungen im Licht- und Blühaspekt im Jahresverlauf. Das wohl auffälligste Merkmal ist der Laubfall, der die jahreszeitlichen Unterschiede und Bedingungen innerhalb der Standorte prägt. Vor allem der Lichteinfall wird durch den Laubfall maßgeblich beeinflusst. So erstrahlt der Buchenwald im Frühling schon vor dem Laubaustrieb im Blütenmeer der Frühjahrs-Geophyten, die die kurze blattfreie und lichtintensive Zeit nach dem Winter nutzen, um zu fruchten und sich dann wieder in den Boden zurückzuziehen. Kurz nach dem Laubaustrieb folgt auf die Frühlingsblüher das zarte Grün der Buchenblätter, das wohl jeden beeindruckt, sooft sich dieses Naturschauspiel auch wiederholen mag. Die auffällige Saisonalität, die alle Buchenwälder und sommergrünen Laubwälder gemein haben, unterscheidet sie somit auch grundlegend von den immergrünen Nadelwäldern.
Buchenwald ist
nicht gleich Buchenwald
Je nach Standort, Höhenlage, Bestandesalter und/oder soziologischer Ausbildung unterscheiden sich Buchenwälder hinsichtlich der vorkommenden Pflanzenarten und Strukturmerkmale. In den tiefsten Lagen der Buchenverbreitung, insbesondere auf frischen, gut durchlüfteten Böden, sind einschichtige, hallenartige Buchenreinbestände charakteristisch. Eine schwache Stufung im Bestand zeigt sich in höheren Lagen auf mittelwüchsigen Böden. Auf warm-trockenen Standorten hingegen verliert die Buche an Konkurrenzkraft. Lichtbaumarten, wie die Rotkiefer und zahlreiche Straucharten treten hinzu und bilden so mehrschichtige Bestände aus (Mayer 1974). Je nach Kronenschluss variiert auch die Diversität in der Krautschicht.
Sechs verschiedene
Buchenwaldgesellschaften
Wärmeliebende Buchenwälder (Cephalanthero Fagenion)
- Zyklamen-Buchenwald
- Schneerosen-Buchenwald
Mitteleuropäische Buchenwälder mittlerer Standorte (EU-Fagenion)
- Waldmeister-Buchenwald
Alpisch-dinarische Karbonat-Buchen- und Fichten-Tannen-Buchenwälder (Lonicero alpigenae-Fagenion)
- Nordostalpischer-Karbonat-Alpendost-Fichten-Tannen-Buchenwald
- Nordostalpischer Lehm-Fichten-Tannen-Buchenwald
- Hochmontaner Karbonat-Buchen-Wald
Höher - dicker - älter
Rotbuchen Rekorde
In den größten, noch erhaltenen europäischen Buchen-Urwäldern der Karpaten finden sich die Buchen-Superlativen schlechthin. Im tiefen Urwald stocken Buchen, die Höhen von bis zu 53 Metern und einen Brusthöhendurchmesser von rund 1,4 Meter erreichen. Der Nationalpark Kalkalpen, der aufgrund der Wüchsigkeit des Gebietes naturgemäß nicht mit diesen Rekorden mithalten kann, weist jedoch auch eine bemerkenswerte Ausstattung auf:
- Höchste Buche: 41,5 Meter
- Dickste Buche: 2,14 Meter Brusthöhendurchmesser (mehrstämmig)
- Älteste Buche: 550 Jahre (im Jahr 2024)
- Höchstgelegener Buchenwald: 1.450 Meter Seehöhe, Schwarzkogel